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Swan Song – Sterben will gelernt sein

Der zweifache Oscarpreisträger Mahershala Ali gibt in «Swan Song» sein Leben an einen Klon weiter.

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Todgeweihte Kunden der  Klon-Klinik: Mahershala Ali  und Awkwafina.

Todgeweihte Kunden der Klon-Klinik: Mahershala Ali und Awkwafina.

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Die traurige Nachricht zuerst: Irgendwann sind wir alle tot. Manche leider früher, andere später. Auch in «Swan Song» wird gestorben – aber das Sci-Fi-Drama stellt die Frage: Was wäre, wenn wir einen Teil von uns weitergeben könnten? Und nicht irgendeinen Teil, sondern unsere Erinnerungen, unsere Gedanken, unsere Seele. Aufhänger für diese Hypothese ist der zweifache Oscarpreisträger Mahershala Ali, der den Grafik-Designer und Familienvater Cameron spielt.

Er hat nicht mehr lange zu leben, aber das wissen weder seine schwangere Frau Poppy (Naomie Harris) noch sein kleiner Sohn. Stattdessen hat sich Cameron in die Hände der Wissenschaftlerin Dr. Scott (Glenn Close) begeben. Auch sie verspricht keine Heilung, denn es gibt keine. Aber: Sie hat Cameron geklont. Nun muss er nur noch all seine Erinnerungen in den «neuen Cameron» übertragen. Der kann dann nahtlos sein Leben übernehmen – ohne dass die Familie jemals etwas davon mitbekommt. Der echte Cameron indes wird sterben, abgeschieden von seinen Liebsten, nur umgeben von ein paar Reproduktionsexperten.

«Swan Song» dreht sich in all dieser Zeit nur ums Loslassen. Es gibt keine typischen Klon-Thriller-Elemente – und auch die Konflikte zwischen Cameron und seinem Alter Ego bzw. zwischen ihm und den Wissenschaftlern beschränken sich auf ein Minimum. Es ist nicht diese Art Film. Der irische Regisseur Benjamin Cleary, der zuvor nur Kurzfilme drehte, geht vielmehr ganz sensibel und unaufgeregt an seine Hauptfigur und deren Prozess des Abschiednehmens heran, präsentiert in behutsam komponierten Bildern.

Doch keine Angst: Cleary kann das noch so nüchtern inszenieren, die Tränendrüsen werden allemal stimuliert. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir alle mit Camerons Dilemma mitfühlen. Mahershala Ali spielt ihn denn auch extrem zugänglich – ein offenes Buch mit all seinen Gedanken. Auch die Nebendarsteller schlagen sich hervorragend, gerade Close und Harris sowie die Komikerin Awkwafina («Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings», 2021) als zweite sterbende Person, deren Abnabelung bereits weiter vorangeschritten ist.

«Swan Song» stellt viele moralische Fragen: Soll man den Liebsten den Schmerz ersparen, oder haben sie ein Anrecht darauf? Ist eine exakte Kopie immer noch dieselbe Person? All das macht den Film gehaltvoll, doch am Ende bleibt er in Erinnerung, weil er so ans Herz geht.

Swan Song ★★★★☆

Apple TV+ | Drama
Mit: Mahershala Ali, Naomie Harris, Glenn Close, Adam Beach

USA 2021, ab 17. Dezember 2021

Von Marco Spiess am 10. Dezember 2021 - 08:05 Uhr