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NASA-Traum, Pokerwelt, familiäre Konflikte und Glaubenskampf: «High Stakes» erzählt vom riskanten Doppelleben einer Muslimin.
Will den NASA-Traum mit Glück im Spiel verwirklichen: Ayla (Via Jikeli).
ZDF und J?¸rgen OlczykWerbung
Sie ist 25-jährig, Astrophysikerin und überzeugte Muslimin. Und für ein heissbegehrtes Praktikum in den USA bei der NASA braucht Ayla (Via Jikeli) dringend und bald 22 000 Euro. Soll sie ihre Eltern um das Geld bitten? Diese unterstützen schliesslich auch Aylas Bruder Tolga (Eren Kavukoğlu) bei der Gründung eines Start-ups, halten die Pläne ihrer Tochter aber für absurd.
Während eine wütende Ayla ihren Bruder in einem Münchner Tanzclub auffordert, ihren Anteil der elterlichen Spende herauszurücken, wird sie auf ein illegales Pokerspiel im Hinterzimmer aufmerksam. Und entdeckt schon bald ihr Talent dafür. Ayla verkauft ihre Pokémon-Karten-Sammlung und stürzt sich – gegen ihre religiöse Überzeugung – ins Glücksspiel. Die Faszination für das Spiel und die Bekanntschaft zum Pokerprofi Vincent (Jannik Schümann) ziehen sie immer tiefer in die Welt des Zockens, bis sie weit mehr als nur Geld zu verlieren droht.
Bereits die Ausgangsidee des ZDF-Sechsteilers «High Stakes» deutet an, wie stark hier mit Gegensätzen gearbeitet wird: zwischen Traum und Realität, Glaube und Spielleidenschaft, Familienleben und Selbstverwirklichung. Der Serientitel hat mit Fleischprodukten übrigens nichts zu tun, wie die identische Aussprache vermuten lassen könnte. «High Stakes» bedeutet im Pokerspiel «hohe Einsätze» bzw. «hohes Risiko».
Die Drehbuchautoren betonen die Besonderheit von Aylas Figur: «Eine junge Muslima, die Poker spielt, macht Alya zu einem Charakter, den wir so noch nie in einer Serie gesehen haben.» «High Stakes» sei die erste deutsche Serie mit einer kopftuchtragenden Frau in der Hauptrolle.
Ayla ist klug, ehrgeizig und greift voller Sehnsucht nach den Sternen. Mit unbändigem Ehrgeiz verfolgt sie ihr Ziel, Astronautin zu werden. Doch gerade dieser Ehrgeiz führt sie auf gefährliche Abwege. Auf diesen nennt sie sich Nina: Mit Perücke und neuem Auftreten bewegt sich die Frau im Schattenreich des Pokers, wo Bluff und Manipulation die Regeln bestimmen.
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Via Jikeli erklärt ihre Figur so: «In Aylas Welt ist Glücksspiel strikt verboten. Also erschafft sie sich mit Nina eine Art zweite Identität.» Ayla versuche sich dabei zwar treu zu bleiben, indem sie die muslimische Kleiderordnung einhält und ihre Haare mit einer Perücke bedeckt, «doch für Nina gelten die strengen Glaubenssätze nicht». Aylas Religiosität und ihre akademische Neugier stehen nicht nebeneinander, sondern verschränken sich. «Ihren Glauben schöpft sie aus ihrer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Universum», sagt Jikeli. Doch so sehr Ayla nach den muslimischen Werten lebt, so seltsam mutet es an, dass sie permanent auf der Suche nach Schlupflöchern ist, mit denen sie ihre religiösen Grundsätze überlisten kann.
Um sich auf ihre Rolle vorzubereiten, befasste sich Jikeli so intensiv wie möglich mit der Astrophysik, besuchte Sternwarten und trainierte stundenlang das Pokerspiel.
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Dramaturgisch lebt «High Stakes» vom Kontrast. Auf der einen Seite das Elternhaus, in dem Pflichtgefühl und Kollektiv (aber nicht die Religion!) zählen und Sohn Tolga seine Homosexualität verbergen muss. Auf der anderen Seite steht die ambivalente Welt des Pokers.
Bezüglich Umsetzung darf man aber durchaus kritisch sein. Es wird nämlich gar viel reingepackt: Identität, Religion, Wissenschaft, Migration, Familie, Spielsucht. Eine ziemliche Bürde für sechs Folgen. Was dazu führt, dass der Plot gerne mal in der Sackgasse landet. Manche Szenen wirken belehrend, Wendungen konstruiert. Auch das Poker-Milieu bleibt stellenweise eine Projektionsfläche: der verruchte Club, die glitzernden Chips, die typischen Macho-Gesten. Dennoch ist «High Stakes» packend, irgendwie frisch – und daher über weite Strecken sehenswert.
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Dramaserie | ZDF neo
MIt Via Jikeli, Jannik Schümann, Eren Kavukoğlu
Folgen 1+2: Sonntag, 14. Sept., 20.15 Uhr
Folgen 3+4: Sonntag, 21. Sept., 20.15 Uhr
Folgen 5+6: Sonntag, 28. Sept., 20.15 Uhr
Der Trailer
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