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TV – Sitcoms

Fertig lustig

Die in den 90er- und Nullerjahren so populären Sitcoms sind ausser Mode gekommen. Wieso eigentlich?

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How I Met Your Father

Gehören zur neuen Clique bei «How I Met Your Father»: Jesse (Chris Lowell) und Sophie (Hilary Duff).

HULU
TELE
Mohan Mani

Wieder mal einen schlechten Tag gehabt? Dann wischt man sich nach dem Abendessen die Brotbrösmeli vom Hemd, räumt das Geschirr weg, schaltet den Fernseher ein – und schon wird man vom sympathischen Kurierfahrer Doug Heffernan (Kevin James) aus der Sitcom «King of Queens» begrüsst (jew. Mo. bis Fr., 16.30 Uhr, Nitro), bevor einen die Nachrichten wieder in die Realität zurückholen.

Sitcom-Klassiker wie «Friends», «Hör mal, wer da hämmert», «Seinfeld», «Eine schrecklich nette Familie» oder «The Big Bang Theory» spielen meist nur in einem einzigen Studio, sind schnell abgedreht und dienen dem Zweck, den Alltag für rund 20 Minuten vergessen zu lassen und locker-flockig zu unterhalten.

Typisch für das Genre sind die Publikumslacher, die im Hintergrund eingespielt werden, aber auch nerven können, wenn man den gezeigten Gag nicht so lustig findet.

Umgekehrt helfen solche Lacher aus dem Off auch über holprige Pointen hinweg. Oder man verzeiht einem Publikumsliebling wie Sheldon, Phoebe oder Kramer den einen oder anderen schlechten Witz.

Mit dem Aufkommen der Streamingdienste sind die klassischen Sitcoms immer seltener geworden. Das liegt auch daran, dass sich westlicher Humor wesentlich schlechter interkontinental vermarkten lässt als dramatische, gruselige oder blutig-brutale Kost.

Auch die Schweiz hatte eine lebhafte Sitcom-Phase. Von 1994 bis 1999 läutete «Fascht e Familie» am Freitagabend das Wochenende ein. Charles Lewinskys Geniestreich holte regelmässig eine Million Zuschauer. Sogar die Wiederholungen (sonntags, ca. 18.25 Uhr, SRF 1) finden heute noch schöne Resonanz.

Nach «Fascht e Familie» kamen «Mannezimmer» (1997–2001), «Fertig lustig» (2000–2002) & «Schöni Uussichte» (2005–2007). Die liefen ebenfalls ordentlich, wenn auch auf tieferem Niveau. 2014 flackerte das CH-Sitcom-Flämmchen mit «Fässler-Kunz» nochmals kurz auf. Doch die upc-Eigenproduktion versank bald in der Witz- und Bedeutungslosigkeit.

Nach wie vor gibt es Wiederbelebungsversuche, etwa die Netflix-Sitcom «Die wilden Neunziger» oder aktuell die Free-TV-Premiere «How I Met Your Father» (Pro 7). Beide Revivals kommen aber nicht an die jeweiligen Originale «Die wilden Siebziger» und «How I Met Your Mother» heran.

Als Unterhaltung für zwischendurch sind die Retro-Vehikel okay, doch für echten Fankult fehlt es an Esprit, Charme und Überraschungsmomenten. Oft beschleicht einen das flaue Gefühl, ein alter Stoff werde da einfach erneut aufgebläht.

Wäre das Publikum denn bereit für eine neue Sitcom, inklusive Lachern aus der Konserve? Ja. Aber nur, wenn die Qualität stimmt. Um die Wartezeit bis dahin zu überbrücken, gibt es zum Glück Wiederholungen von Klassikern auf Nitro, Sixx & Co. 

Beliebte Sitcoms

«How I Met Your Father»: Mo., 13. Feb., 20.15 Uhr, Pro 7

«Die wilden Neunziger»: abrufbar bei Netflix

«Fascht e Familie»: jew. So., ca. 18.25 Uhr, SRF 1

«Fertig lustig»: jew. Mi./Do., 15.05 Uhr, SRF 1

«The Big Bang Theory»: Mo.–Fr., 17.00 Uhr, ORF 1

Von Mohan Mani am 10. Februar 2023 - 09:00 Uhr