One – «A Very English Scandal»

Verbotene Liebe

Nicht neu, aber gut: «A Very English Scandal» erzählt von Leidenschaft, Erpressung und Vergeltung. Und alles ist tatsächlich so passiert.

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Diese Liaison endet bös: Norman (Ben Whishaw) und Jeremy (Hugh Grant).

Diese Liaison endet bös: Norman (Ben Whishaw) und Jeremy (Hugh Grant).

BBC

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Es beginnt alles eher harmlos. 1961 trifft der britische Parlamentarier Jeremy Thorpe (Hugh Grant) auf den jungen Stallburschen Norman Josiffe (Ben Whishaw). Bevor der Pferdeknecht weiss, wie ihm geschieht, landet er mit dem noblen Herrn in der Horizontalen. Es entwickelt sich eine intensive Liebschaft, während der die beiden Männer per Post delikate Liebesbriefe austauschen

Doch die Harmonie währt nicht lange. Norman besitzt keine Sozialversicherungskarte und kann deshalb keiner geregelten Arbeit nachgehen. Der labile junge Mann sucht Trost in Drogen und Alkohol. Die Leidenschaft erlischt. Jahre später versucht Norman, Jeremy zu erpressen, und droht, ihre Liaison publik zu machen. Thorpe, der unterdessen ein verheirateter Familienvater ist, fürchtet um seine politische Karriere und lässt Norman über einen Mittelsmann Geldbeträge zukommen. Das reicht Norman aber nicht: Er verlangt eine Sozialversicherungskarte. Dies will der Abgeordnete unbedingt verhindern, denn so könnte eine Verbindung zwischen ihm und dem sitzengelassenen Stallknecht hergestellt werden.

Kürzen wir hier die Geschichte ab: Nach einem tödlichen Autounfall, einem misslungenen Auftragsmord, drei Eheschliessungen und einem erschossenen Hund landen Jeremy und seine Helfershelfer vor Gericht. Die Anklage wirft ihm vor, den Mord an Norman in Auftrag gegeben zu haben. Motiv: Er habe vermeiden wollen, dass seine homosexuelle Neigung ruchbar wird. Noch vor Beginn des Prozesses kann die ganze Nation in der Regenbogenpresse nachlesen, was sich die beiden einst Liebestollen im Bett zugeflüstert und später in ihren schlüpfrigen Briefen auch schriftlich festgehalten haben.

Diese verrückte Geschichte ist tatsächlich so passiert. Die Dramaserie basiert auf dem True-Crime-Roman «A Very English Scandal» aus dem Jahr 2016, verfasst vom britischen Boulevardjournalisten John Preston (72). Unter der Regie von Stephen Frears spielte Hugh Grant erstmals nach fast einem Vierteljahrhundert wieder eine Rolle in einer TV-Serie in seinem Heimatland. Erstmals gezeigt wurde sie 2018 bei der BBC. Was den Dreiteiler besonders sehenswert macht, ist nicht nur die edle Besetzung, sondern auch der trockene, britische Humor, mit dem diese eigentlich todernste Geschichte gewürzt ist.

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Wer britische True-Crime-Adaptionen mag, dem seien zwei weitere Skandal-Geschichten ans Herz gelegt: 2021 erschien der Drama-Dreiteiler «A Very British Scandal». Darin wird die Scheidung des Duke of Argyll und seiner Gattin seziert. Und was 1963 aus einem Gerichtssaal in Edinburgh sickerte, war höchst delikat. Die Scheidung des schottischen Duke Ian Campbell (Paul Bettany) und seiner Margaret (Claire Foy) förderte viele pikante Details zu Tage: Es ging um kompromittierende Polaroidfotos, die Schamhaardichte des Herzogs und den offenkundig unstillbaren Sexhunger der Herzogin.

Einen weiteren echten britischen Skandal erzählt «A Very Royal Scandal» (2024) nach. Genüsslich kann man miterleben, wie sich Prinz Andrew (Michael Sheen) im legendären Fernsehinterview von 2019 über seine Beziehung zu US-Milliardär Jeffrey Epstein um Kopf und Kragen redet. Oh dear!

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A Very English Scandal

Dramserie | 3 Folgen

Mit Hugh Grant, Ben Whishaw, Adrian Scarborough

GB 2018, Samstag, 19. Juli, 20.15 Uhr, One (alle 3 Folgen am Stk.)

Der Trailer

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Über die Autoren
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Simone Reich

Simone Reich

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