Pressen! Pressen! Und schwupps, ist das Baby da, ohne Blut und schon gewaschen. So oder ähnlich werden Geburten in Film und Serien häufig abgehandelt. Und bald darauf kehrt die frischgebackene Mutter freudestrahlend mit ihrem Neugeborenen nach Hause zurück.
Ganz anders – oder eben wie im wahren Leben – geht es in der neuen Dramaserie «Push» (ZDF neo) zu und her. Alles dreht sich um den Alltag der Hebammen Anna (Anna Schudt), Nalan (Miriam Hage) und Greta (Lydia Lehmann), die in einer Berliner Klinik arbeiten.
Ungeschönt ist man mit dabei, wenn die Fruchtblase platzt, der Damm reisst, die Plazenta sich ablöst, die Milch einschiesst oder im Wochenbett nur noch Tränen fliessen. Die Bilder gehen einem nahe, oft vergisst man, dass dies keine Dokumentation ist, sondern eine fiktionale Serie.
Die Idee zu «Push» hatte Drehbuchautorin Luisa Hardenberg, Tochter einer Gynäkologin und eines Gynäkologen. «Ich bin mit Geschichten um Schwangerschaft und Geburt aufgewachsen, und so war ich schon früh tief beeindruckt davon, wozu der weibliche Körper alles in der Lage ist», so Hardenberg.
Als sie die Idee für eine Hebammen-Serie zum ersten Mal präsentiert hatte, blickte sie in ratlose Gesichter des überwiegend männlichen Publikums. «Sinngemäss sagten sie mir: Was willst du nach ein, zwei Geburten noch erzählen?» Diese Ahnungslosigkeit, wie umfangreich die Erfahrungswelt von Frauen ist, die Kinder bekommen bzw. keine Kinder bekommen – gewollt oder ungewollt –, habe sie nur noch mehr darin bestärkt, eine Serie wie «Push» zu erzählen.
Und es gibt ja tatsächlich eine Menge zu erzählen: Die eine Hebamme, Nalan, versucht schon lange, schwanger zu werden, doch es will einfach nicht klappen. Kollegin Anna wiederum trennt sich von ihrem Ehemann und bewältigt ihr Arbeitspensum nur mit Hilfe von Tabletten. Da werden die zwei auch noch verklagt: Sie seien schuld an der Hirnschädigung eines Jungen, den sie auf die Welt holten.
Die Schicksale der Geburtshelferinnen, aber auch jene der Gebärenden gehen beim Zuschauen jedenfalls ganz schön unter die Haut. Auch die Bilder sind ungewöhnlich für eine fiktionale Serie. Das Produzentenduo Jochen Cremer und Marie-Therese Dalke legte Wert darauf, die Geburten so authentisch und natürlich wie möglich zu zeigen. «Gleichzeitig wollten wir aber keine Ängste schüren oder mit Bildern schockieren», so Cremer. «Hierfür waren wir auf der Suche nach den richtigen filmischen Mitteln und haben einen Kaiserschnitt dokumentarisch begleitet und Ausschnitte davon für die Serie benutzt.»
Wichtig sei ihnen auch gewesen, die Serie mit möglichst vielen realen Babys zu drehen, um die ganzen Bewegungen und Laute zu transportieren. Das ist den «Push»-Machern wunderbar gelungen. Und alle vor den Bildschirmen, die schon mal eine Geburt (mit)erlebten, werden wohl das eine oder andere emotionale Déjà-vu haben.
Dramaserie (1+2/6)
Mit Anna Schudt, Lydia Lehmann, Miriam Hage
Jeweils in Doppelfolgen SO, 10. März, 20.15 Uhr, ZDF neo