ZDF neo – «It’s a Sin»

Tödliche Lust

Die britische Miniserie «It’s a Sin» ist ein hochemotionales Zeitdokument aus den 1980er-Jahren.

TELE

«It’s a Sin»
Eine lebensfrohe und kunterbunte Clique: Roscoe (Omari Douglas), Ash (Nathaniel Curtis), Ritchie (Olly Alexander), Colin (Callum Scott Howells), Jill (Lydia West, v.l.). ZDF und Tom van Schelven

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Auch  wenn man selber nie ein Album des britischen Pop-Duos Pet Shop Boys besessen hat: Wer in den 80er-Jahren Radio hörte, kennt den bittersüssen Ohrwurm in Moll: «It’s a Sin». Und um «Sünde» geht es auch in der gleichnamigen Miniserie aus der Feder von Russell T. Davies («Queer as Folk») aus dem Jahr 2021.
London, 1981: Ritchie (Olly Alexander), Roscoe (Omary Douglas) und Colin (Callum Scott Howells) sind drei grundverschiedene junge Männer. Dennoch haben sie ein paar Gemeinsamkeiten: Sie sind jung, lebensfroh und schwul – zum Leidwesen ihrer Eltern.   Nun leben sie zusammen in einer Londoner Wohngemeinschaft. Zur Clique gehören auch Ash (Nathaniel Curtis) und Jill (Lydia West), die für alle vier wie eine Schwester ist.
Die jungen Männer entdecken in der umtriebigen Metropole ein Leben voller Freiheiten und stürzen sich Hals über Kopf mitten hinein: Partys, durchzechte Nächte und viel Sex.
Zu Beginn ist die Serie ein einziges nie enden wollendes Fest: ausgelassenes Gelächter, strahlende Gesichter und pure Lebensfreude – garniert mit Hits aus den 80er-Jahren: «Enola Gay» von OMD, «Tainted Love» von Soft Cell oder auch «Oh l’amour» von Erasure.
Doch da tauchen in den Zeitungen erste Meldungen über eine todbringende Krankheit auf, die in den USA Homosexuelle dahinraffe. In Londons Szene nennt man das rätselhafte Leiden scherzhaft «Schwulenkrebs». Die Jungs lachen die vermeintlichen Fake News weg.
Doch das Gerücht entwickelt sich zum dominierenden Thema in den Nachrichten. Rund um den Globus. Dann findet das HI-Virus seinen Weg auch auf die Insel. Im Umfeld von Ritchie und seinen Freunden werden plötzlich Männer krank, verschwinden von der Bildfläche, sterben. Nicht nur die Schicksale der Betroffenen erschüttern, auch der damalige Umgang der Gesellschaft mit Homosexuellen wird dem Publikum nochmals in aller Hässlichkeit vor Augen geführt.

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Aids verschont auch die Jungs der Clique nicht. Die Miniserie begleitet sie bis ins Jahr 1991, wo der Umgang mit dem Immunschwächesyndrom noch immer kompliziert und voller Vorurteile war. Was bunt und fröhlich begann, endet still und traurig, wenn auch mit versöhnlichen Zwischentönen. Auch dazu fanden die Macher den passenden 80er-Song: «Heaven Is a Place on Earth» von Belinda Carlisle (heute 64).
Fazit: Der Fünfteiler «It’s a Sin» (englischer Originaltitel: «Boys»), den ZDF neo am Stück zeigt, sprüht vor Sinnesfreude, aber auch vor tiefer Traurigkeit. Stets unterlegt vom mitreissenden Soundtrack der 80er-Jahre. Wow!

It’s a Sin

ZDF neo | Drama-Miniserie
Mit Olly Alexander, Nathaniel Curtis, Omary Douglas
GB 2021, Freitag, 7. Juli, 22.00 Uhr (alle 5 Folgen am Stück)

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Der Trailer

Über die Autoren
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Simone Reich
Simone Reich ist Redaktorin bei TELE und eine erfahrene Stimme in der Welt der TV-Unterhaltung. Seit 1996 ist sie im Journalismus tätig und hat sich auf Serien und TV-Unterhaltung spezialisiert. Ihre Artikel, wie das Interview mit Omar Sy aus 'Lupin' und die Analyse von 'Game of Thrones', zeugen von ihrer tiefen Kenntnis der Branche. Simone absolvierte ihre Medienausbildung am MAZ Luzern. Vor ihrer Zeit bei TELE war sie bei der Aargauerzeitung in der Lokalredaktion, bei Blick als Reporterin für News/Show und Co-Leiterin des Newsdesks sowie als stellvertretende Chefredaktorin bei TV-Star tätig.

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