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SRF 1 / Play Suisse – «Der Schwarm»

Die See schlägt zurück

«Der Schwarm»: In der Sci-Fi-Serie tauchen Kreaturen aus den Tiefen der Ozeane auf und greifen die Menschen an.

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Der Schwarm

SRF-Eventserie: «Der Schwarm» läuft von Montag bis Donnerstag in Doppelfolgen.

ZDF
TELE
Mischa Christen

Man sagt, das Weltall sei besser erforscht als die Ozeane. Ein ziemlich gewagter Vergleich angesichts so unterschiedlicher Dimensionen. Und doch ist es eine Tatsache, dass der Mensch gerade mal fünf Prozent der Weltmeere kennt. Während also in den gängigen Science-Fiction-Geschichten Meteoriten oder Aliens in Raumschiffen aus den Weiten des Alls die Menschen angreifen, lauert in der achtteiligen Serie «Der Schwarm» das Grauen in den Tiefen der Ozeane.

Wale werfen sich auf Schiffe, Tiefseekrabben attackieren Strände, Muscheln legen tonnenschwere Containerschiffe lahm – die mysteriösen Ereignisse häufen sich in allen Teilen der Weltmeere. Zudem destabilisiert ein mutierter Eiswurm ganze Kontinentalhänge in den Ozeanen und schickt Tsunamis an die Küsten, von wo ein tödlicher Erreger via Trinkwasser ins Landesinnere vordringt.

Um diese unerklärlichen Phänomene zu ergründen, entsenden die Behörden ein Schiff mit einer internationalen Truppe von Forschern ins ewige Eis. Diese kommen bald zu einer Erkenntnis, die an den Grundfesten der menschlichen Zivilisation rüttelt: Da draussen in der Tiefe gibt es intelligentes Leben, das stärker und bedrohlicher ist, als wir es uns in den schlimmsten Albträumen vorstellen konnten. Und es hat soeben damit begonnen, sich gegen die Menschheit aufzulehnen.

Die Konsequenzen einer ökologischen Katastrophe

Mit einer Eindringlichkeit, die an die zehn biblischen Plagen erinnert, werden dem Zuschauer die Konsequenzen einer drohenden ökologischen Katastrophe vor Augen geführt. Angesichts der globalen Herausforderungen von Klimawandel, Artensterben und Überfischung ein durchaus nachvollziehbares Szenario. Doch während man zu Beginn noch mit den Menschen mitfiebert und sie in ihrer existenziellen Not bedauert, schlägt die Stimmung spätestens bei jener Szene um, die sich auf einem Fischmarkt an der französischen Küste ereignet.

Ein Starkoch zieht Langusten, deren Scheren mit einem Gummiband zusammengezurrt sind, von einem Haufen aus zerstossenem Eis, trägt sie in seine Restaurantküche, rammt einer nach der anderen ein Messer in den Kopf und schmeisst sie, noch im Todeskampf zuckend, in den Kochtopf. Emotionslose Grausamkeit gegenüber der armen, geschundenen Kreatur – das Meer hat offensichtlich allen Grund, gegen die Menschheit vorzugehen.

Sci-Fi-Serien, die dystopische Zukunftsvisionen malen, gibt es wie Sand am Meer. Um aus der Masse herauszustechen, ziehen die «Schwarm»-Macher alle Register. Es beginnt schon bei der Bestsellervorlage: Frank Schätzings gleichnamiger Roman von 2004 verkaufte sich allein in Deutschland fünf Millionen Mal. Als Showrunner konnte Frank Doelger verpflichtet werden: Der mehrfach mit dem Emmy ausgezeichnete Produzent gehört zu den erfolgreichsten des US-Fernsehens. So hat er etwa auch vier Staffeln der HBO-Serie «Game of Thrones» vorzuweisen.

Eine gute Falle macht auch der Cast: Leonie Benesch («Babylon Berlin») in der Rolle einer Meeresbiologiestudentin oder Oliver Masucci («Dark») als Kapitän eines hochgerüsteten Forschungsschiffs. Weitere Stars aus dem Ausland komplettieren die Schauspieler-Entourage. Eher überraschend taucht da auch Klaas Heufer-Umlauf auf: Der Moderator, der vor allem als Teil des schrillen Pro 7-Duos «Joko und Klaas» bekannt ist, spielt einen Tiefseetauchbootführer.

«Der Schwarm» ist eine der teuersten europäischen Serien überhaupt. Die Kosten von 40 Millionen Euro verteilten sich auf mehrere Länder: Federführend war das ZDF, ins Boot geholt wurden aber auch Rai, ORF, SRF und sogar Hulu Japan.

Der Autor zog sich zurück

Fingerspitzengefühl war derweil von den Drehbuchautoren gefordert: Wenn man eine fast 20 Jahre alte Geschichte in die heutige Zeit transferiert, gilt es zu berücksichtigen, was sich in der Wissenschaft seither alles getan hat. Gleichzeitig musste man abwägen, was aus dem Roman übernommen bzw. weggelassen wird, um ein Serienpublikum für die Geschichte zu begeistern. Showrunner Frank Doelger verzichtete darauf, die Romanvorlage zu lesen, und verbat sich auch jegliche Erzählungen davon, um möglichst unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Ihm sei auch klar gewesen, «wie schwierig es sein würde, die 900 Seiten lange Auseinandersetzung mit den Naturphänomenen, welche die Geschichte vorantreiben, in eine charakterzentrierte, fesselnde Serie zu verwandeln».

Anfangs war auch Autor Frank Schätzing Teil des Produzententeams. Er zog sich aber infolge inhaltlicher Differenzen vom Projekt zurück – mit der leisen Hoffnung, dass ihm das Resultat trotzdem gefällt. «Tut es aber nicht», verriet er der Wochenzeitung «Die Zeit». Die Verfilmung sei «grundfalsch» und lasse «die aktuelle Relevanz» vermissen.

SRF programmiert «Der Schwarm» als Event

SRF 1 und das ZDF programmieren «Der Schwarm» als Event und senden Doppelfolgen an vier aufeinanderfolgenden Tagen. Damit reagieren die Sender auf das Bedürfnis, ganze Serienstaffeln in möglichst enger Abfolge schauen zu können. Auf Play Suisse werden seit dem 22. Februar die acht Folgen laufend aufgeschaltet, wo sie jederzeit zum Abruf bereitstehen.

Die Leidtragenden sind jene, die sich auf «1 gegen 100», «Puls», den Dienstagskrimi, «Kassensturz», «Rundschau», «Einstein» oder «Die Bergretter» (ZDF) freuen: Diese Formate fallen allesamt aus. Dafür stellt das ZDF ein vielfältiges 
Begleitprogramm zum Thema zusammen.

Der Schwarm ★★★☆☆

SRF 1 / ZDF / Play Suisse | Sci-Fi-Serie | 1. Staffel

Mit Leonie Benesch, Oliver Masucci, Alexander Karim, Klaas Heufer-Umlauf

D/I/F 2022

6. – 9.  März 2023
20.10 Uhr auf SRF 1
20.15 Uhr auf ZDF in Doppelfolgen
ab 22. 2. auf Play Suisse

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Von Mischa Christen am 3. März 2023 - 06:30 Uhr