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Neue Sitcom auf SRF

Nun soll’s wieder lustig werden

Nach vielen Jahren kehrt plötzlich eine alte Bekannte zurück ins Schweizer Fernsehen: die Sitcom.

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2025: «Unsere kleine Botschaft» mit Danny Exnar, Anaïs Decasper, Jonas Gygax, Susanne Kunz, Sandra Zellweger, Birgit Steinegger und Matthias Schoch  (v. l.). Das Ensemble dreht noch bis Ende Februar: anders als bei früheren Sitcoms ohne Publikum, und es gibt auch  keine eingespielten Lacher.

2025: «Unsere kleine Botschaft» mit Danny Exnar, Anaïs Decasper, Jonas Gygax, Susanne Kunz, Sandra Zellweger, Birgit Steinegger und Matthias Schoch (v. l.).

SRF/Pascal Mora
Regula Elsener
Regula Elsener

Eine neue Sitcom? Gross war die Überraschung, als SRF vor zwei Wochen den Drehstart von «Unsere kleine Botschaft» bekanntgab. Damit hatte wirklich niemand gerechnet. Im Mittelpunkt steht eine Schweizer Botschaft irgendwo in Südamerika. Unter der Leitung von Bea (Susanne Kunz, 46) kämpft ein bunt gemischtes Team «gegen den täglichen Wahnsinn», wie SRF schreibt. Es geht dabei um Politik, Diplomatie und nicht zuletzt um private Dramen, die uns die Tränen in die Augen treiben sollen. Lachtränen natürlich.

Ein Coup ist sicher die Verpflichtung von Birgit Steinegger (76). Nach dem Aus ihrer Kultsendung «Total Birgit» vor zehn Jahren sah man die äusserst beliebte Kabarettistin nur noch selten im TV. Was vermutlich viele nicht mehr im Kopf haben: Vor über 30 Jahren war Steinegger bereits bei der allerersten SRF-Sitcom «Tobias» dabei. 1994 spielte sie Frau Trüller, die Mutter des titelgebenden Lausbuben. Die Trüllers kamen aber nicht so gut an wie erhofft. Nach nur einer Staffel war Schluss.

Dennoch wagte man im gleichen Jahr mit «Fascht e Familie» einen zweiten Versuch. Diesmal war das Publikum begeistert. Und wie! Die liebenswürdig-schräge WG holte vor allem in der Ur-Besetzung rund um Publikumsliebling Flip (Martin Schenkel; 1968–2003) teilweise bis zu 62 % Marktanteil. 1997 schickte SRF parallel dazu «Mannezimmer» (1997–2001) an den Start, danach folgten «Fertig lustig» (2000–2002) und «Bürgerbüro» (2002). Diese Sitcoms waren zwar allesamt nicht mehr ganz so erfolgreich, aber sogar die letzte Produktion «Schöni Uussichte» (2005–2007) erreichte im Schnitt noch immer stolze 30 Prozent.

Tempi passati. Die Sehgewohnheiten haben sich längst verändert. In den USA ist die goldene Ära der Sitcoms mit Knallern wie «Two and a Half Men», «How I Met Your Mother»» oder «The Big Bang Theory» ebenfalls vorbei. Das sah man eigentlich auch bei SRF so. Als TELE vor fünf Jahren anfragte, ob man nicht doch mal eine Wiederbelebung wagen wolle, hiess es: «Eine erfolgreiche Studio-Sitcom zu produzieren, ist etwas vom Schwierigsten überhaupt.» Man investiere Zeit, Geld und Energie lieber in die Entwicklung von Drama- oder Krimiserien. Was keine schlechte Idee war, wie «Der Bestatter» und «Wilder» zeigten. Nicht zu vergessen: der Riesenerfolg von «Tschugger, bei dem SRF als Co-Produzentin an Bord war.

Ein paar kreative Köpfe aus dem «Tschugger»-Umfeld sind auch bei «Unsere kleine Botschaft» dabei. Darüber hinaus gebe es aber «keine Zusammenhänge zwischen den zwei Produktionen», sagt Baptiste Planche, Leiter Fiktion bei SRF.

Woher kommt nun der angesprochene Sinneswandel? Die Idee von «Unsere kleine Botschaft» habe von Anfang an für Begeisterung gesorgt, so Planche. «Zum Entscheid beigetragen hat zudem die Feststellung, dass Sitcoms nach wie vor sehr beliebt sind und rege geschaut werden.»

In der Tat produzierte etwa das ZDF in den letzten Jahren mehrere solche Formate, darunter «Doppelhaushälfte», «Vierwändeplus» oder auch «Jugend – es ist kompliziert». Doch die liefen bei ZDF neo und brauchten somit bloss ein Nischenpublikum zu erheitern. Das ist bei SRF anders: «Unsere kleine Botschaft» muss der Masse gefallen – im heiklen Humor-Genre eine Herkulesaufgabe. Baptiste Planche ist aber «überzeugt, dass wir eine zeitgemässe und für alle Altersgruppen attraktive Sitcom produzieren». Der Start auf SRF 1 ist im Herbst geplant.

Von Regula Elsener am 5. Februar 2025 - 18:00 Uhr