Es gibt ein paar wenige Momente in «Tschappel», da wünschte man sich deutsche Untertitel. Klar verstehen wir Deutschschweizer es, wenn jemand schwäbisch redet. Aber dann und wann kapiert man’s halt doch nicht. Das war bei «Tschugger» im Wallisertitsch ja auch nicht anders (und Bax & Co. wurden tatsächlich untertitelt).
Egal, zurück zu «Tschappel». Wir befinden uns im Dörfchen Hintervorderbach, irgendwo im Landkreis Ravensburg. Carlo Brenner (Jeremias Meyer) schrottet in der Nacht des Abiballs den Oldtimer seines Papas Rainer (Bernd Gnann). Statt nun wie seine Angebetete Pia (Mina-Giselle Rüffer) für ein Jahr nach Australien abzuhauen, muss Carlo zur Wiedergutmachung in der Dorfbeiz der Eltern Teller spülen und Kartoffeln schälen – den ganzen Sommer lang.
Einziger Lichtblick sind seine Kumpels Aydin (David Ali Rashed) und BlaBla (Sebastian Jakob Doppelbauer), mit denen er zwischendurch abhängt und Mist baut. Stets mit dabei ist Carlos Tante Gabi (Nina Gnädig), die es irgendwie verpasst hat, erwachsen zu werden.
Diese Ausgangslage ist vielversprechend für eine Comedyserie. Vor allem auch, weil die Hauptfigur Carlo ein Tschappel ist. Tschappel ist ein schwäbischer Ausdruck für einen Grünschnabel mit null Lebenserfahrung und umso mehr blöden Ideen. Vor allem würde ein Tschappel selbst nie zugeben, einer zu sein.
Die Handlung nimmt mit dem verschrotteten Mercedes (auch eine Wildsau ist daran beteiligt!) rasch Fahrt auf. Das Schwäbische versprüht so viel ländlichen Charme, dass man manchmal auch lachen muss, wenn es wohl gar nicht beabsichtigt war. So sagt die Mutter zu Carlo, bevor er abends mit Freunden ausgeht: «Viel Spass! Und wie kommsch heim?» – Carlo: «Bsoffe.»
Wo im ZDF geschwäbelt wird, ist meist auch Harald Schmidt nicht weit. Hier hat er zwei denkwürdig kurze, aber umso lustigere Auftritte als Urologe, der es mit verdrehten beziehungsweise gequetschten Hoden zu tun bekommt.
«Tschappel» wäre aber auch ohne Dirty Harry lustig genug. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet, die Dialoge knackig und treffend. Was ebenfalls heraussticht, ist die Musik: Von den Beastie Boys über The Jam und Blink-182 bis Motörhead ist alles dabei in dieser wilden Teeniekomödie vom Land.
Ein besonders witziges Detail sind die vielen Wortspielereien und Anspielungen auf bekannte Begriffe. So heisst eine Folge «Gott des Geschnetzels», eine andere «Papa (T)ante Sportplatz». Das grosse Rockfestival wiederum nennt sich «Rock am Ding»: Dort werden Cocktails wie «Sex on the Bachwasser» gemixt und geext. «Tschappel» ist laut, schräg, manchmal ein bisschen banal, aber absolut unterhaltsam. Viel Spass und adele!
ZDF neo | Comedyserie | 1. Staffel
Mit Jeremias Meyer, David Ali Rashed, Sebastian Jakob Doppelbauer
D 2025, Di., 3. Juni 2025, 21.45 Uhr, Folgen 1+2/8 (wöchentlich Doppelfolgen)