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Sascha Ruefer (51) redet über die Fussball-Nati und über die Rassismus-Vorwürfe gegen ihn.
Marcel Wyss
Auf dem Platz gehen auch mal die Pferde mit ihm durch: Nati-Captain Granit Xhaka.
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Die Dokuserie «The Pressure Game» begleitete 2022 die Fussball-Nati vor und während der WM in Katar (Teil 1–3: So., 10. Sept., SRF 2, ab 18.55 Uhr; Teil 4–6: So., 17. Sept., SRF 2, ab 19.40 Uhr). «Die Wochenzeitung» (WOZ) schrieb, Sportreporter Sascha Ruefer habe in der Rohfassung gesagt: «Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer.»
Da seine Aussage zu Xhaka völlig aus dem Kontext gerissen wurde, liess Ruefer diese löschen. «Die Wochenzeitung» (WOZ) machte das publik und unterstellte dem SRF-Kommentator, «rassistisch» zu sein.
Sascha Ruefer: Die Geschichte hat mich sicher irgendwie geprägt. Niemand wird gerne als Rassist betitelt, und kein Vater möchte von seinem Sohn gefragt werden, was das solle. Ich wusste aber, dass ich nichts falsch gemacht hatte. Für mich war es eine journalistische Fehlleistung, die sich ‹Die Wochenzeitung› mit dieser Anschuldigung geleistet hat. Und es hat mich befremdet, dass es selbst im weiteren Umfeld der Nationalmannschaft Kräfte gibt, die Falschinformationen bewusst streuen, um Menschen zu desavouieren.
Was ich weiss, reicht mir – ich mag aber eigentlich nicht mehr darüber sprechen.
Bei den ersten Spielen merkte ich, dass das Hirn vielleicht eine Schlaufe mehr macht, bevor es etwas wiedergibt. Das Unbekümmerte, das Unmittelbare war weg. Ich habe aber sehr schnell wieder in die Spur zurückgefunden. Ich bin nach wie vor motiviert und kommentiere ohne Vorbehalte oder Zurückhaltung. Und meine Erkenntnis ist, dass ich noch mehr selektiere, wem gegenüber und worüber ich meine Meinung öffentlich preisgebe.
Nein. Es gab Personen, die das sofort gefordert haben. Aber zu dem Zeitpunkt, als der Artikel erschien, hatte Granit mit seinem FC Arsenal weiss Gott Wichtigeres zu tun. Zumal ja drei Tage danach bereits eine Richtigstellung in diversen anderen Medien erfolgte. Aber wenn sich irgendwann die Gelegenheit bietet, werde ich mich mit Granit darüber austauschen. Es eilt ja nicht. Ich glaube nicht, dass die Zukunft des Schweizer Fussballs von dieser Aussprache abhängt.
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Es gibt kein belastetes Verhältnis. Weder mit Xhaka noch mit anderen Spielern. Dass sich Spieler oder deren Umfeld enervieren, wenn Kritik geübt wird, ist menschlich und nicht nur im Fussball so. Damit muss ein Kommentator umgehen können. Ich stelle grundsätzlich nie den einzelnen Menschen an den Pranger, sondern moniere die Leistung oder den Auftritt.
Sportler, insbesondere Fussballer, geniessen ein hohes Standing, sind Vorbilder, an denen sich junge Menschen orientieren. Das ist wunderbar, eine Ehre, aber auch eine Verpflichtung gegenüber gelebten Werten. Und wenn diese Werte von einem Vorbild verletzt werden, soll man das auch ansprechen dürfen. Egal, welches Standing der Protagonist hat. Es kommt zum Glück höchst selten vor.
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Die Nationalmannschaft hat keinen Schaden vom 1:6 im Dezember gegen Portugal davongetragen. Es wird irgendwann an einer Endrunde die Chance geben, diese Scharte auszuwetzen. Vielleicht schon an der EM 2024 nächsten Sommer. Bis dahin steht die Nati vor Pflichtaufgaben. Als Team, das sich im Kreis der besten Teams in Europa etabliert hat, ist es in der EM-Qualifikation der Favorit und löst diese Aufgabe bisher weitgehend gut.
Das 2:2 gegen Rumänien war ein unnötiger Ausrutscher, der aber zeigt, dass es die vermeintlich «Kleinen» so nicht mehr gibt und jedes Team fähig ist, einem übermächtig scheinenden Gegner ein Bein zu stellen. Solange die Schweizer hin und wieder stolpern, aber nicht fallen, ist das kein Problem. Ich sehe beim Nationalteam eine kontinuierliche Entwicklung und keinen Rückschritt.
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Er ist definitiv angekommen, eigentlich noch bevor die Tinte unter dem Vertrag trocken war. Yakin hat es verstanden, das Erbe von Petkovic zu verwalten und nach und nach eigene Visionen umzusetzen. Die WM-Quali war top, mit vielen spektakulären Spielen. Murat Yakin ist eine sehr gute Besetzung für den Posten des Nationaltrainers. Jetzt beobachte ich gespannt, wie er den Umbruch vollzieht.
Es gibt doch einige Spieler, die den Zenit schon erreicht haben und hinter denen junge Spieler wie Zeqiri, Amdouni, Jashari oder Rieder nachrücken. Für ein kleines Land wie die Schweiz ist dieser Fundus an talentierten Spielern bemerkenswert. Andere Länder wie etwa Deutschland haben da gerade ein anderes Problem und sind auf der Suche nach ihrer Identität.
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Sascha Ruefer (51) begleitet als Kommentator seit 15 Jahren die Schweizer Fussball-Nati.
SRF/Oscar AlessioSascha Ruefer (51) begleitet als Kommentator seit 15 Jahren die Schweizer Fussball-Nati.
SRF/Oscar AlessioKosovo – Schweiz, Pristina
Samstag, 9. September, 20.10 Uhr, SRF 2
Schweiz – Andorra, Sion
Dienstag, 12. September, 20.10 Uhr, SRF 2
Kommentar: Sascha Ruefer
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