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SRF – EM-Qualifikation

«Es ist ein Verdienst der letzten Jahre»

SRF-Experte Beni Huggel (45) blickt vor der EM-Quali nochmals auf die WM im Dezember in Katar zurück.

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FUSSBALL WM 2022 VORRUNDE SRB CHE

Die Schweizer Nati zeigte eine souveräne WM-Vorrunde. Die Erwartung war hoch.

Keystone
Marcel Wyss
Marcel Wyss

Die Schweiz trifft auf dem Weg zur EM 2024 auf Weissrussland, Israel, Rumänien, Kosovo und Andorra. Die Nati war in Topf 1 gesetzt und gilt als Favoritin. Und für Deutschland qualifizieren sich sogar die ersten beiden jeder Gruppe.

Tele.ch.: Bevor wir nach vorn schauen, nochmals ein kurzer WM-Rückblick.

Beni Huggel: Zwei Siege aus drei Gruppenspielen, da muss man sagen: alles erfüllt. Das Startspiel gegen Kamerun war eine saubere Leistung. Gegen Brasilien war man gut vorbereitet, hat aus meiner Sicht aber eher versucht, die Niederlage zu verhindern, als das Spiel zu gewinnen. Kann man so machen, hat leider nicht funktioniert. Im entscheidenden Spiel gegen Serbien hat die Schweiz dem Druck standgehalten, war teilweise etwas wild, aber sie hat trotz 1:2-Rückstand gewonnen – und das zählt.

Dann folgte die 1:6-Klatsche im Achtelfinal gegen Portugal.

Offenbar hat das Serbienspiel wieder relativ viele Kräfte absorbiert – physisch, aber vor allem mental. Dann wurden noch gewisse Spieler krank und waren gegen Portugal nicht ganz fit. Wenn sie dem Trainer aber signalisieren, sie seien parat für den Match, ist das sicher nicht einfach für Murat Yakin. Man sah dann, dass einige schon nach einer halben Stunde platt waren!

Zuerst erklärte man die Schlappe mit dem kurzfristigen Systemwechsel, dann mit der zu kurzen Erholung, dann mit den Unpässlichkeiten im Vorfeld. Ja was denn nun?

Das zeigt, dass Fussball manchmal komplex ist (lacht). Der Systemwechsel war am Anfang das Augenscheinlichste, dann tauchten immer mehr Informationen auf. Aber wenn man nur schon betrachtet, dass die Natispieler zehn Kilometer weniger liefen als der Gegner, kann man aufhören zu analysieren. Das reicht nie zum Weiterkommen! Schlussendlich führten verschiedene Gründe zum Ausscheiden.

Wie sehen Sie das bittere Achtelfinal-Out nun mit der Distanz von drei Monaten?

Es ist einfach ein weiteres Ausscheiden bei einer WM im Achtelfinal. Ob es nun ein 1:2 oder 1:6 war, spielt faktisch keine Rolle. Wir haben es nicht fertiggebracht, die Konzentration während des Turniers aufrechtzuerhalten. Und man konnte Ausfälle nicht kompensieren, wodurch es einen Systemwechsel gab. Zudem war der Verband nach dem Serbienspiel zu defensiv. Man hätte nochmals klar kommunizieren müssen, dass es auf dem Platz um die Nati geht und das Politische draussenbleiben soll. Vielleicht hat man das intern gemacht, aber gegen aussen hätte man zumindest ein Zeichen geben können.

Bei all den Gehässigkeiten im Serbienspiel stand Granit Xhaka einmal mehr mittendrin, unter anderem mit einer obszönen Geste. Ist das mit seiner Funktion als Captain noch vereinbar?

Granit Xhaka ist für mich der unbestrittene Captain. Er ist ein super Spieler und übernimmt als Leader Verantwortung. Aber er hat halt auch noch eine andere Seite: Seine Heissblütigkeit nützt dem Team in vielen Situationen, doch manchmal wäre es besser, wenn er bedachter kommunizieren würde. Es gibt wenige Spieler, die Leidenschaft auf dem Platz mit Diplomatie in den Interviews vereinigen. Ich sehe ihn weiter als Captain.

Nun startet die Quali zur EM in Deutschland. Die Schweiz ist klare Gruppenfavoritin – das gab es bisher so noch nie.

Es ist ein Verdienst der letzten Jahre. Das vergisst man ab und zu. Seit 2004 waren wir an allen Turnieren mit Ausnahme der EM 2012 – ein Riesenerfolg. Da beneiden uns viele, speziell unser Nachbar Österreich. Nun waren wir in Topf 1 gesetzt, die ersten zwei qualifizieren sich. Wenn man das in der Gruppe nicht schafft, wäre das eine Riesenenttäuschung.

Weissrussland muss seine Heimpartien auf neutralem Boden austragen und spielte bisher meist in Novi Sad. Der Qualifikations-Auftakt der Nati findet nun also ausgerechnet in Serbien statt.

Ja, das ist unglücklich – auch für unsere Spieler. Keiner hat Freude daran. Da kann man sich im Vorfeld auch aufregen, aber irgendwann muss man sich halt sagen, dass man das Beste daraus macht. Wenn man erfolgreich in die EM-Qualifikation starten will, muss man alles für einen Auftaktsieg geben. Das lernt man als Spitzensportler und sollte auch jeder können.

FIFA WM 2022 Beni HuggelSRF-ExperteCopyright: SRF/Gian Vaitl

Für Beni Huggel (45) wäre nur schon Quali-Rang 2 eine grosse Enttäuschung.

SRF/Gian Vaitl
Die EM-Quali-Spiele der Schweiz

Belarus – Schweiz
Samstag, 25. März, 17.15 Uhr, SRF2, live aus Novi Sad (SRB)

Schweiz – Israel
Dienstag, 28. März, 20.05 Uhr, SRF2, live aus Genf 

 

 

Von Marcel Wyss am 22. März 2023 - 15:00 Uhr