Es sollte die Krönung ihrer Flitterwochen werden: ein Besuch im Berliner Technoclub «Reaktor». Monatelang waren Zofia (Jenny Walser) und Josh (Ben Lloyd-Hughes), ein frischvermähltes Ehepaar aus den USA, um die Welt gereist. Bevor es zurück nach New York geht, wollen die beiden im Kultclub abtanzen: wummernde Bässe, zuckende Leiber, jede Menge Drogen. Zofia taucht in der Menge unter.
Später findet man sie benommen und bringt sie ins Krankenhaus – wo sie stirbt. Ihr Mann Josh ist völlig geschockt und kann sich nicht erklären, wie man «wegen ein bisschen Ecstasy» sterben kann. Durch Zufall hält sich auch die junge Reporterin Rosa Bernhard (Lisa Vicari) im Wartesaal des Spitals auf. Sie bekommt mit, in welch verzweifelter Situation sich Josh befindet, spricht ihn an und bietet ihre Hilfe an.
Dies ist die wenig erbauliche Ausgangslage von «The Next Level». Die Miniserie dreht sich vorerst um das Schicksal der amerikanischen Eheleute und um die Ermittlungen der taffen Reporterin, gewinnt aber schnell weitere Handlungsebenen hinzu. Da ist etwa der stinkreiche, charismatische Unternehmer Bodo Brenner (Jens Harzer), der mit seinem Vermögen gezielt Immobilien und Grundstücke der Stadt aufkauft: ein ambivalenter Held, dessen systemkritische Ideale von damals nun einem zynischen Geschäftssinn Platz gemacht haben. Ausgerechnet Brenners Tochter Paula (Paula Kober) arbeitet im «Reaktor» und traf in jener verhängnisvollen Nacht auf Zofia, kurz bevor diese starb.
Derweil sorgt Rosas Freund Mark (Jerry Hoffmann) für eine weitere Verstrickung: Er ist der Sprecher des Berliner Wirtschaftssenats und umwirbt Brenner eifrig für ein Grossprojekt. Und schliesslich ist da noch die Polizei: Der Ermittler Irfan Sehic (Kailas Mahadevan) bekommt von seinen Vorgesetzten die Anweisung, die Tragödie im Technoclub zu den Akten zu legen. Dagegen begehrt er auf und unterstützt Rosa heimlich bei ihren Recherchen. Er will die Drogenszene im «Reaktor» endlich hochgehen lassen.
Wenn man sich die sechs Episoden, welche die ARD am Stück zeigt, anschaut, fühlt man sich wie in einem Fiebertraum. Eine betörende Bildästhetik in gedeckten Farben und ein einnehmender Soundtrack lassen einen Folge für Folge weiterschauen. «The Next Level» steht für die Verlockungen der pulsierenden Metropole Berlin. Die Miniserie schaut hinter die Kulissen von Clubkultur, Gentrifizierung und Kommerzialisierung.
Das graue Berlin spielt in der Miniserie seine ganz eigene Rolle. Rosa formuliert es zu Beginn der ersten Episode denn auch treffend aus dem Off: «Berlin ist eine Stadt des Übergangs, eine Stadt der Möglichkeiten.» Alexander Osang, der am Drehbuch mitschrieb, präzisiert in einem Interview: «Berlin gilt als eine der attraktivsten Städte der Welt. Es ist keine schöne Stadt, ihr Reiz besteht in einer Mischung aus Mythos, Freiheit und Geschichte.»
Für die Berliner Reporterin endet die Geschichte nicht in Berlin, sondern in New York. Bis dorthin begleitet sie Zofias Asche – und dort findet sie auch die Antworten auf manche Fragen. Fragen über die Vergangenheit der toten Techno-Touristin, mit der die Geschichte begann.
Miniserie, alle 6 Folgen am Stück
Freitag, 31. Januar 2025, ab 22.20 Uhr, ARD