SRF – «Fleabag»

Ein Miststück zum Verlieben

«Fleabag» ist frech, vulgär, mitreissend – und urkomisch. Kurz: eine der besten Serien der letzten 20 Jahre.

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Bereit zur Beichte? Fleabags (Phoebe Waller-Bridge) Gedanken sind alles andere als keusch.

Bereit zur Beichte? Fleabags (Phoebe Waller-Bridge) Gedanken sind alles andere als keusch.

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Schmutzige Gedanken zu haben, ist okay. Jeder und jede von uns hat die ab und zu, jedoch würden wir sie kaum mit anderen teilen. Ganz anders macht es Fleabag, die Hauptfigur in der gleichnamigen Dramedyserie: Sie teilt jeden einzelnen ihrer durchtriebenen Gedanken dem Publikum mit.

Doch von vorn. Fleabag ist eine junge, trauernde Single-Frau, die den Unfalltod einer Freundin verarbeitet, an dem sie nicht ganz unschuldig war. Sie lebt in London, betreibt ein miserabel laufendes Café und hüpft mit jedem Typen in die Heia, bevor er Nein sagen kann. Zu ihrer Familie hat sie ein nachhaltig gestörtes Verhältnis: Die Schwester ist viel zu perfektionistisch, ihr Schwager ein Grüsel – und die neue Freundin des Vaters eine sexbesessene, selbstverliebte Künstlerin.

Geschrieben wurde die Serie von Phoebe Waller-Bridge (40), die auch die Hauptrolle spielt. Ursprünglich schrieb sie «Fleabag» als Bühnenstück, das 2013 am Soho Theatre aufgeführt wurde. Nachdem ein BBC-Mitarbeiter das Stück gesehen hatte, wurde Waller-Bridge angefragt, eine Pilotfolge fürs Fernsehen zu schreiben. Das hat geklappt: 2016 strahlte die BBC die erste Staffel à sechs Folgen aus.

Und warum der Titel «Fleabag»? Da kommt einem gleich die Redewendung «Lieber einen Sack voll Flöhe hüten» für etwas Mühsames in den Sinn. Genau: Laut «Cambridge Dictionary» steht «Fleabag» für ein schmutziges Tier oder eine unangenehme Person. «Miststück» trifft es ziemlich gut.

Das wirklich Besondere an der Serie ist nicht nur die bissig-böse Handlung und die derbe Sprache, sondern die Tatsache, dass die Hauptfigur nonstop die vierte Wand durchbricht und zu uns spricht. Klar wandten schon andere diese Technik an, z. B. der altkluge Malcolm in der Comedyserie «Malcolm mittendrin» (2000–2006) oder der eiskalte Frank Underwood in «House of Cards» (2013–2018).

Doch nirgendwo sonst geschieht es mit diesem schamlos verschwörerischen Touch wie bei Fleabag. Mal kichernd, mal feixend schaut sie uns direkt an, um ihre schmutzigen Gedanken mitzuteilen, und spricht auch mal laut zu sich selbst. «Fleabag» eroberte die Serienwelt rasend schnell. Und obwohl die Serie nur auf eine Staffel ausgelegt war, schrieb Waller-Bridge eine zweite.

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Während diesen weiteren sechs Folgen verliebt sich Fleabag ausgerechnet in einen Pfarrer (Andrew Scott). Er ist die einzige Figur der Serie, die Fleabags Kommunikation mit dem Publikum bemerkt. «Was machst du da?!», fragt er sie unverblümt. Und Fleabag fühlt sich ertappt. Genau wie wir!

Die Blicke, die die beiden tauschen, und die Funken, die zwischen ihnen sprühen, brachten nicht nur Fleabag aus dem Konzept, sondern auch viele Zuschauer um ihren Verstand. Denn der «Hot Priest» geistert bis heute durch Internet und Social Media und hat Darsteller Andrew Sott zum internationalen Durchbruch verholfen. Ob die Liebe zwischen den beiden eine Chance hat, wird hier natürlich nicht verraten. Nur so viel: Es wird herzzerreissend.

SRF zeigt ab dem 22. September Staffel 1 und 2 von«Fleabag» nacheinander mit einer Folge wöchentlich, jeweils Montag um 21.45 Uhr. Ab 23. September sind alle Folgen auf Play SRF abrufbar.

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Fleabag ★★★★★

Dramedyserie 

Start von Staffel 1: Montag, 22. Sept., 21.45 Uhr, SRF 2

Danach wöchentlich eine Folge

Der Trailer

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Über die Autoren
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Simone Reich

Simone Reich

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