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Seit Januar sendet Radio SRF nicht mehr über UKW und verlor viel Publikum. Roger Schawinski hat davor gewarnt, wurde aber nicht gehört.
Roger Schawinski (79) wehrt sich gegen das UKW-Aus: «Das ist doch kein Heroin!»
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Nun haben sie die Quittung bekommen: Die Reichweite aller SRG-Radiostationen ist massiv eingebrochen, seit sie nicht mehr über UKW senden. Am meisten verlor Radio SRF 1. Medienpionier Roger Schawinski (79; Radio 1) hatte eindringlich vor diesem Schritt gewarnt. Die Verantwortlichen der SRG wollen die Lage erst im April beurteilen, «wenn verlässliche Zahlen vorliegen». Schawinski äussert sich jetzt schon.
Roger Schawinski: Das war zu erwarten. Seit die SRG-Radiosender nicht mehr über UKW verbreitet werden, haben sie massiv Hörer verloren: eine halbe Million in der Tagesreichweite. Stellen Sie sich vor, das ist fast ein Viertel aller Hörer! Viele sind dorthin abgewandert, wo noch über UKW gesendet wird, also zu den privaten und ausländischen Sendern.
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Eine ungeschickte Reaktion. Sie ist falsch. Die Zahlen sind bis heute auf diesem tiefen Niveau geblieben. Es ist ja auch etwas Epochales passiert. Die SRG hat einer grossen Anzahl Kunden den Empfang ihrer Sender weggenommen. Der Grund dafür ist einfach: Die SRG verliert kein Geld, wenn sie hunderttausende Hörer verscheucht, da sie, anders als die Privaten, nicht von Radiowerbung lebt. Ihr geht es zurzeit ums Sparen, nicht mehr um ihre zentrale Aufgabe des Service public.
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Meiner Meinung nach hat die SRG alles komplett falsch eingeschätzt. Ihre seit 15 Jahren andauernde DAB-Strategie war von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
Nach so vielen Jahren und gewaltigen Subventionen nutzen gerade mal 40 Prozent der Hörer DAB+, weitere 40 Prozent hören übers Internet. Das heisst: Gut 20 Prozent nutzen immer noch UKW. Im Auto sind es wohl doppelt so viele. Die SRG glaubt, die DAB+-Nutzung pushen zu können, indem sie UKW abstellt. Das ist wahrscheinlich das grösste Debakel, das die SRG je angerichtet hat. Die Folgen sind nicht nur ein massiver Hörer-, sondern auch ein fataler Imageverlust.
Nein, unmöglich. Die 2000 abgestellten UKW-Antennen wurden abgebaut. Die SRG weist die alleinige Verantwortung für diesen fatalen Schritt ohnehin von sich, indem sie behauptet, das sei ein Beschluss der Branche gewesen. Das ist gelogen! Es war ganz allein die Entscheidung der SRG.
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Das behaupten sie, ja. Dabei hat die SRG den Zwangsgebührenzahlern gegenüber doch die Verpflichtung, nicht nur zu senden, sondern auch zu gewährleisten, dass diese die SRG-Programme empfangen können. Stattdessen müssen viele Autobesitzer in der Schweiz 100 bis 1500 Franken in die Hand nehmen, um ihr Autoradio umzurüsten. Das ist grotesk.
Vor allem bin ich erstaunt, dass ich wieder der Einzige war, der dagegen vorgegangen ist. Ohne meine Petition hätte man UKW schon 2022 abgestellt. Die Schweiz ist das einzige Land in Mitteleuropa, das diesen Schritt nun vollzogen hat. In Frankreich etwa stellen sie frühestens 2033 ab. In Bayern sogar erst 2035.
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Ja, aber die haben den Fehler eingesehen und zum Teil zurückbuchstabiert. Dort wurden wieder UKW-Sender bewilligt und in Betrieb genommen.
Warum muss man etwas verbieten, das noch so rege genutzt wird? UKW ist ja nichts Gefährliches. Das ist weder Heroin noch Kokain! Viele wissen nicht, dass DAB+ auch nur eine Übergangstechnologie ist. DAB+ hat keine Zukunft.
Das sehen wir noch! Ich werde politisch dagegen vorgehen, falls nötig auch gerichtlich. Ein Verbot ist total unsinnig.
Ich bin prinzipiell gegen die Halbierungsinitiative. Aber wenn die SRG sich weiterhin so irrational verhält, dann komme auch ich ins Grübeln …
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