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ZDF – «Die Affäre Cum-Ex»

146 Milliarden ergaunert

Inspiriert von wahren Ereignissen rollt die achtteilige Dramaserie «Die Affäre Cum-Ex» den wohl grössten Steuerraub in der europäischen Geschichte auf.

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Ein Journalist händigt der Steuerbeamtin Brøgger (Karen-Lise Mynster) brisante Dokumente aus.

Ein Journalist händigt der Steuerbeamtin Brøgger (Karen-Lise Mynster) brisante Dokumente aus.

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Mischa Christen

Stellen Sie sich vor: Eine Gruppe reicher Investoren, Banker und Anwälte erleichtert Sie um 325 Euro. Und zwar nicht nur Sie, sondern alle 450 Millionen Einwohner im Schengen-Raum. Jeden Berufstätigen, jeden Arbeitslosen, jeden Rentner, jedes Kind. So sahnen die Betrüger insgesamt 146 Milliarden Euro ab. Nun stellen Sie sich vor, dass es sich dabei nicht um ein Gedankenexperiment handelt, sondern dass das tatsächlich so passiert ist.

Der Achtteiler «Die Affäre Cum-Ex» wird vom ZDF als fiktionale Serie angepriesen, die aber «leider» von wahren Ereignissen inspiriert sei. Denn sie erzählt vom wohl grössten Steuerraub in der europäischen Geschichte.

Die Krux an diesem Skandal ist nun aber seine Komplexität. Und dass es sich um eine Materie handelt, die eigentlich kaum zu marktschreierischen Breaking News taugt. Wir versuchen’s trotzdem. Beim Cum-Ex-Betrug handelt es sich um einen Trick, bei dem sich Banken und Investoren eine Steuer mehrmals zurückerstatten lassen, die sie nur einmal gezahlt haben. Aktien werden kurz vor dem Dividendenstichtag zwischen mehreren Beteiligten so schnell hin- und hergeschoben, dass unklar wird, wem sie gehören.

Dadurch kann eine mehrfache Erstattung der Kapitalertragsteuer beantragt werden, obwohl die Steuer nur einmal gezahlt wurde. Der Staat erstattet so zu Unrecht Steuern, wodurch für ihn Milliardenverluste entstehen.

In der «Affäre Cum-Ex» weiten der deutsche Steueranwalt Sven Lebert (Nils Strunk) und sein Chef Dr. Bernd Hausner (Justus von Dohnányi) dieses Schema auf private Investoren aus und entwickeln ein globales Netzwerk von Banken, Anwälten und Investoren, um dadurch von europäischen Bürgern Milliarden zu stehlen.

Währenddessen beobachten in Dänemark die Steuerbeamten Inger Brøgger (Karen-Lise Mynster) und Niels Jensen (David Dencik) hilflos, wie in einem ähnlichen Schema Staatsmittel verschwinden. Für eine Prüfung erhalten sie nur wenig Unterstützung von Bankern und Politikern. Als Jensen mit finanziellen Schwierigkeiten und persönlichem Druck konfrontiert wird, verliert er seinen moralischen Kompass und betrügt den dänischen Staat.

In Deutschland deckt Staatsanwältin Lena Birkwald (Lisa Wagner) den gigantischen Betrug auf und stösst auf heftigen Widerstand von Banken und Politikern. Doch sie gibt alles, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die ersten Cum-Ex-Geschäfte wurden bereits in den 1990ern abgewickelt. In den Nullerjahren wurde der Betrug systematisch und im grossen Stil genutzt. 2012 schloss Deutschland die Gesetzeslücke. Das Unglaubliche dabei: Erste Medienberichte tauchten erst 2014 auf.

Die Serie folgt, ohne werten zu wollen, denjenigen, die behaupten, Schlupflöcher im System gefunden zu haben, um auf Kosten der Allgemeinheit ein Vermögen anzuhäufen, obwohl es sich um einen klassischen Betrug handelt. Das Resultat ist so unterhaltsam wie erschütternd, wirft Fragen zu Moral, Verantwortung und Systemmängeln auf und macht die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen des Betrugs greifbar.

Die Herausforderung, die komplexe Materie verständlich zu vermitteln, meistert die deutsch-dänische Serie, indem sie ihre Figuren immer wieder mit bildhaften Vergleichen operieren lassen: seien es doppelt bezogene Kinderzulagen oder eine Pfandflasche, die zweimal hintereinander retourniert wird.

Das ZDF sendet je vier Folgen des Achtteilers am 13. und 14. April jeweils ab 22.15 Uhr. Als Ergänzung dazu geht der Dokumentarfilm «Systemfehler: Der Cum-Ex-Skandal» (Di., 15. April., 0.45 Uhr, ZDF) dem tatsächlichen Geschehen von damals und seinen Akteuren auf den Grund.

Die Affäre Cum-Ex

ZDF | Dramaserie

Mit Justus von Dohnányi, David Dencik, Lisa Wagner

Sonntag, 13. April, 22.15 Uhr (1–4/8)
Montag, 14. April, 22.15 Uhr (5–8/8)

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Von Mischa Christen am 12. April 2025 - 13:00 Uhr