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Sky Show – «Das Boot»

«Wir müssen uns dieser Thematik stellen»

«Das Boot» geht in die vierte und vielleicht letzte Staffel. Regisseur Dennis Gansel erzählt, wer dafür sorgt, dass die 40er-Jahre authentisch abgebildet sind.

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U-Boot-Kommandant Klaus Hoffmann (Rick Okon) will den Kriegsverlauf verändern.

U-Boot-Kommandant Klaus Hoffmann (Rick Okon) will den Kriegsverlauf verändern.

Sky Studios/Bavaria Fiction
TELE
Mischa Christen

Sky Deutschland hat Ende Juni verkündet, keine fiktionalen Serien mehr zu produzieren. Die vierte Staffel von «Das Boot» konnte aber noch fertiggestellt werden. Tele.ch liess sich von Regisseur Dennis Gansel erzählen, wie der Dreh gelaufen ist und wie es danach weitergehen könnte.

Sie haben schon in der dritten Staffel Regie geführt. War es für Sie klar, dass Sie auch die vierte Staffel übernehmen wollen?

Dennis Gansel Als ich für die neue Staffel angefragt wurde, sagte ich, ohne nachzudenken, sofort zu. Ich habe mich ja vom «Boot»-Skeptiker zum Fan gewandelt.

Sie waren skeptisch?

Ja, als ich erfuhr, dass Sky aus «Das Boot» eine Serie machen wollte. Der Film von Wolfgang Petersen ist für mich so etwas wie ein Monolith. Aber die Serie wollte sich zum Glück nie mit dem Film messen, sondern erzählt die Geschichte weiter.

Dann hätten Sie also in Staffel 1 die Regiearbeit nicht übernommen, wenn Sky Sie angefragt hätte?

Vermutlich nicht. Das wäre mir zu heikel gewesen. Heute sehe ich das anders. Die Autoren, Regisseure und Produzenten leisten wirklich hervorragende Arbeit.

Historische Serien verleiten einen dazu, mit dem Smartphone vor dem TV zu sitzen, um Fakten zu überprüfen und Figuren nachzuschlagen. Soll man das lassen?

Nein, das ist völlig in Ordnung. Ich mache das selber auch. Das ist mit ein Grund, weshalb ich historische Serien so liebe. Unser Autorentrio achtet übrigens penibel auf Authentizität. Dafür sorgen mehrere Geschichtsprofessoren und ein Militärberater. Und allein für die Kriegsmarine stehen uns zwei Experten zur Verfügung. Sogar für die Kostüme ist ein Berater zuständig, der jeden Morgen um fünf Uhr auf der Matte steht und jeden einzelnen Statisten auf seine glaubwürdige Erscheinung abcheckt.

Wie baut man ganze Berliner Stadtteile der 40er nach? Oder teilen Sie sich das Set mit «Babylon Berlin»?

Nein. Während die Kollegen von «Babylon Berlin» in Berlin drehen, haben wir aus Budgetgründen in Tschechien gearbeitet. Die Kulisse ist ein Mix aus echtem Bauwerk und Green-Screen-Technik.

Packt man jetzt, wo wieder Krieg herrscht in Europa, die Dreharbeiten einer Kriegsserie anders an?

Auf jeden Fall. Der Krieg in der Ukraine macht eine Serie wie «Das Boot» leider wieder sehr aktuell und relevant. Wir wissen, dass es jederzeit passieren kann.

Mussten sich die Schauspieler speziell überwinden, den Hitlergruss zu zeigen und «Heil Hitler» zu skandieren?

Nein, das gehört zum Job des Schauspielers. Und wir wissen ja, wofür wir es tun: Wir müssen uns dieser Thematik stellen. Ich beobachte den Aufstieg der Postfaschisten mit grosser Besorgnis. Sie sind eine Gefahr, mit der jede Demokratie konfrontiert ist. Als Kind der 80er-Jahre glaubte ich noch an den Weltfrieden. Mittlerweile habe ich die Hoffnung leider aufgegeben. Aber man sollte ihn zumindest mit aller Kraft anstreben.

Ohne zu spoilern: In einer Szene wird ein Nazi erschossen, der blutspuckend und röchelnd am Boden liegt. Weshalb liessen Sie diesen Todeskampf mit der Kamera so unmittelbar einfangen?

Interessant, dass Sie gerade diese Szene ansprechen. In der Tat war ich da zwiegespalten und liess zwei Versionen drehen: eine mit viel Blut und eine mit wenig Blut. Obwohl die blutige Version wirklich sehr heftig ausgefallen ist, haben wir uns für diese entschieden, weil sie einfach realistischer rüberkommt.

In der Serie wird überall geraucht, wie das damals halt üblich war. Sind das echte Zigaretten?

Nein, da sind Kräuter drin. Wir stellen den Schauspielern auch frei, ob sie diese rauchen wollen. Einem ehemaligen Raucher können auch Kräuterzigaretten gefährlich werden. Daher lasse ich gewisse Figuren, die eigentlich rauchen würden, aus Rücksicht auf die Schauspieler nicht rauchen. Ich versuche ohnehin, es mit der Pafferei nicht zu übertreiben. Schliesslich haben wir auch eine Vorbildfunktion.

Kommen wir zur Gretchenfrage: Wie geht es mit «Das Boot» weiter, nachdem Sky ausgestiegen ist?

Ich weiss es nicht. Der Dennis in mir hofft natürlich auf eine fünfte Staffel. Ich hätte jedenfalls jede Menge Ideen und viel Lust darauf. Eine Serie wie «Das Boot» entspricht mir persönlich so sehr, dass ich mich da fühle wie ein Fisch im Wasser.

«Das Boot»-Regisseur Dennis Gansel

Dennis Gansel (49), der sich die Regie in Staffel 3 mit Hans Steinbichler geteilt hatte, führte in der 4. Staffel allein Regie.

imago/Eventpress
Das Boot – Staffel 4 ★★★★☆

Im Sommer 1943 liegen die Nerven im U-Boot-Krieg blank: Die Crew von U-949 vermutet einen Spitzel an Bord, und in Berlin regt sich zunehmend Widerstand gegen Nazi-Deutschland. Der blinde Gehorsam für den Führer weicht ernsten Zweifeln am Endsieg. So verflechten sich zwei packende Handlungsstränge in der 4. Staffel. Nach einer gemeinsamen Tragödie finden Klaus Hoffmann (Rick Okon) und seine Schwester Hannie (neu: Rosalie Thomass) wieder zueinander. Beide kämpfen für ihre Sache: Klaus ist aus Portugal zurückgekehrt, um von Neapel aus als U-Boot-Kommandant den Verlauf des Krieges zu verändern. Hannie ihrerseits will Waisenkindern helfen, die Opfer des Krieges geworden sind; dabei deckt sie üble Machenschaften des NS-Regimes auf. – «Das Boot» legt das letzte Mal unter der Flagge von Sky ab. Sky Deutschland hat die Produktion sämtlicher fiktionaler Serien aus Spargründen eingestellt. Wie es mit der epischen Highend-Serie weitergeht, ist noch nicht entschieden. 

Sky Show | Dramaserie | 4. Staffel

Mit Rick Okon, Rosalie Thomass, Rainer Bock, Franz Dinda

D 2023, ab 23. September 2023

TELE
Mischa ChristenMehr erfahren
Von Mischa Christen am 21. September 2023 - 17:00 Uhr