Sie sind zurück: die Spieler in den grünen, durchnummerierten Overalls und die pink gekleideten, maskierten Wächter. Die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten geht nach drei Jahren Pause in die zweite Staffel. Wir erinnern uns: In der ersten Staffel der koreanischen Thrillerserie spielten 456 hoch verschuldete Teilnehmende um ihr Überleben und 45,6 Mrd. Won (ca. 28 Mio. Franken).
Auch der von Lee Jung-jae gespielte Teilnehmer Nr. 456 alias Seong Gi-hun ist wieder mit von der tödlichen Partie, obwohl er durch die Selbstopferung seines Kindheitsfreundes gesiegt hat. Laut Regisseur Hwang Dong-hyuk hat es die Hauptfigur nicht geschafft, zurück in ihr normales Leben zu finden: «Er ist zwar reich, doch etwas in ihm ist zerbrochen.» Die erste Staffel endete damit, dass Gi-hun am Flughafen dem Drahtzieher von «Squid Games» am Handy droht: «Ich werde dich schon finden – und wenn es das Letzte ist, was ich tue!»
Hwang erzählt, dass ihm die Ideen für das neue Drehbuch angesichts der «sich verschlimmernden Weltlage» gekommen seien: «Wir sehen eine grössere Kluft zwischen Arm und Reich, Klimawandel, tragische Kriege mit steigenden Opferzahlen und zudem eine junge Generation, die durch Abkürzungen und nicht durch Arbeit schnell reich werden will.» Gemäss Hwang treiben auch Religion und politische Einstellung einen Keil zwischen die Menschen: «Wer nicht voll und ganz deiner Meinung ist, der ist dein Feind. Die Mächtigen nutzen die Spaltungen für ihre Zwecke aus und fördern diese Prozesse sogar – wie es bei uns in der Show die VIPs tun.»
Auch Hauptdarsteller Lee Jung-jae hat sich Gedanken über seinen Serienhelden gemacht. «Nach seinem Sieg ist er nicht mehr derselbe Mann wie vorher.» Er leidet unter den traumatischen Erinnerungen und hat beschlossen, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Lee Jung-jaes Figur Gi-hun versucht herauszufinden, wer hinter dem «Squid Game» steckt und wie er an der nächsten Runde teilnehmen kann. Jung-jae: «Es geht ihm nicht um den Sieg, sondern um Rache.» Er wolle den schrecklichen Wettbewerb ein für alle Mal beenden und die Drahtzieher von innen zur Strecke bringen. Für seinen grossen Gegenspieler aus Staffel 1, den mysteriösen Frontmann (Lee Byung-hun), gilt es das mit allen Mitteln zu verhindern.
«Ich habe diese Serie für reife Erwachsene kreiert. Sie ist ein Sinnbild für die heutige Gesellschaft mit ihrem endlosen Wettbewerbsdenken.»
Regisseur Hwang Dong-hyuk
Ein weiteres bekanntes Gesicht ist der Polizist Hwang Jun-ho (Wi Ha-jun). Dieser hat die Schüsse seines eigenen Bruders – der sich als der Frontmann entpuppt hatte – überlebt. Weil ihm seine Vorgesetzten die Story über mörderische Spiele nicht abnehmen und er keine Beweise dafür hat, ermittelt er auf eigene Faust weiter.
Der Regisseur verspricht den Fans, dass die nächsten Spiele grösser, aufwendiger und mit mehr Teilnehmern ausgetragen werden. Gleichzeitig kontert er die oft geäusserte Kritik, dass man Gewaltverherrlichung betreibe und damit Kinder und Jugendliche gefährde: «Ich habe diese Serie für reife Erwachsene kreiert. Sie ist ein Sinnbild für die heutige Gesellschaft mit ihrem endlosen Wettbewerbsdenken und hält ihr den Spiegel vor, wie sie die Verlierer dieser Wettbewerbe behandelt.»
Laut Lee Jung-jae können sich die Fans auf eine emotionale Achterbahnfahrt mit völlig unerwarteten Wendungen freuen: «Ich werde auch nicht allein gegen die Veranstalter von ‹Squid Game› ins Feld ziehen, sondern mit Verbündeten.» Dass ihn die Rolle als Schauspieler weltberühmt gemacht hat, darüber redet der bescheidene 51-Jährige ungern. Er lässt sich nur entlocken, dass er den Fans alles verdanke und dass er sie auf keinen Fall enttäuschen wolle. Lee Jung-jae glaubt zu wissen, warum sein Serienheld so viele Menschen inspiriert: «Er ist weder der stärkste noch der schlauste Typ. Was bei Gi-hun aber herausragt, ist sein gutes Herz und seine Hilfsbereitschaft!»
Netflix | Thrillerserie | 2. Staffel
Mit Lee Jung-jae, Wi Ha-jun, Lee Byung-hun
COR 2024, ab 26. Dezember 2024