Es beginnt mit einem Neustart: Krimiautor David (Michael Klammer) zieht mit seiner Frau Samira (Mina Tander) und den Kindern Finn (Joshua Kantara) und Juno (Mary Tölle) in ein altes Haus aus den 70er-Jahren. In der neuen Umgebung wollen sie die Vergangenheit hinter sich lassen. Schon diese Tatsache lässt uns aufhorchen: Was genau wollen sie denn hinter sich lassen?
Das riesige Haus hat nicht nur unzählige Räume und einen Pool – nein, es war damals das erste Smarthome im Land. Im Keller findet Finn einen verstaubten Serverraum, wo er ein paar Knöpfe drückt und ein paar Schalter umlegt. Und siehe da: Über Nacht fährt sich das uralte Computerprogramm hoch, und auch der dazugehörige blutrote Roboter mit dem Frauengesicht rollt wieder durch die Flure.
«Ich bin Cassandra, willkommen in meinem Haus», flötet die Roboterfrau und lächelt auf allen Bildschirmen gleichzeitig, zähnefletschend. Das überspreizte Lächeln gehört Schauspielerin Lavinia Wilson (44), die in die zwiespältige Rolle von Cassandra schlüpft. «Als ich die Drehbücher las, hat mich die Geschichte sofort eingenommen: Sie ist einfach unfassbar spannend!», erzählt Wilson im Gespräch mit Tele.ch. Genau das wolle sie in einer Serie sehen, «dass sich nach und nach immer mehr Geheimnisse entblättern und man in eine fremde Welt hineingesaugt wird».
Was Lavinia Wilson dann am Set von «Cassandra» erlebte, war nicht nur die Umsetzung eines packenden Thrillers, sondern auch das Erlernen eines für sie neuen Handwerks: «Im Laufe dieses Projekts habe ich tatsächlich einen neuen Job gelernt, nämlich das
Motion Capturing.» Sie sass während der Drehs in einem Nebenraum des Studios («Wir nannten es Kabuff!») vor einer Kamera, die ihr Gesicht filmte. «Ich habe dann auf einem Monitor gesehen, was auch Cassandra in jener Szene sehen würde, und gleichzeitig wurde auch die Stimme aufgezeichnet.» Zudem habe sie ihren Kopf nur maximal zwei Zentimeter bewegen dürfen, damit die Mimik perfekt getrackt und dann live ins Set übertragen werden konnte.
«Es ist eine Familien- und Liebesgeschichte, die ganz hart kippt.»
Im Verlauf der sechs Episoden erlebt man Cassandra jedoch nicht nur als sardonisch grinsendes Robotergesicht. Dank Rückblenden in die frühen 70er-Jahre erfährt das Publikum, wer Cassandra in ihrem echten, damaligen Leben war, wer dieses Computersystem schuf – und vor allem, wie und warum ausgerechnet Cassandra in diesem Programm verewigt wurde. Diese Sequenzen verleihen der Serie eine bereichernde Retro-Note, entfalten aber auch ein je länger, desto erschreckenderes Bild von dem, was damals Fürchterliches geschah und was in der Gegenwart zwangsläufig noch passiert.
Benjamin Gutsche, Schöpfer, Regisseur und Autor von «Cassandra» nennt den Sechsteiler einen «Thriller mit Retro-Sci-Fi-Horror- und Märchen-Elementen, aber auch ein Drama». Lavinia Wilson ergänzt: «Es ist eine Familien- und Liebesgeschichte, die ganz hart kippt.» Gemeinsamkeiten haben die rachsüchtige und skrupellose Roboterfrau Cassandra und die eher zartbesaitete Schauspielerin kaum. Film- und Serienfan Wilson schaut sich privat nämlich am liebsten Dramen und Komödien an. «Ein Horror-Fan bin ich ganz sicher nicht. Das ist mir alles zu eklig.» Wobei, etwas ist bei beiden exakt gleich: Sowohl Roboter Cassandra als auch Lavinia Wilson sind genau 1 Meter 62 gross!
Netflix | Thrillerserie | 1. Staffel
Mit Lavinia Wilson, Mina Tander, Franz Hartwig
D 2025, ab 6. Februar 2025