Selbst der hartgesottenste Fan spürte Ermüdungserscheinungen, spätestens nach Staffel 5. Und doch schaffte es «The Walking Dead» (2010–2022) auf respektable elf Staffeln. Im Januar 2023 trat dann die Serienadaption des Videogames «The Last of Us» schon die nächste Zombie-Welle los.
Und die Macher von «The Walking Dead»? Sie sorgten vor und entliessen einige der beliebtesten Figuren lebendig aus der Serie, um sie in Ablegern wieder einsetzen zu können. So kämpfen sich in «The Walking Dead: Dead City» Maggie und Negan seit Oktober auf Sky Show durch das postapokalyptische Manhattan. Und mit «Daryl Dixon» steht bereits das nächste Spinoff an. Den schmuddligen Schurkenschlächter hatte das Publikum besonders ins Herz geschlossen.
Zur Erinnerung: Die Mutterserie endete damit, dass man Daryl (Norman Reedus) auf seinem Töff davonbrausen sah. Das Spinoff vollzieht nun einen Zeitsprung und lässt den Armbrustschützen bewusstlos auf einem Ruderboot an Frankreichs Westküste treiben. Doch wie ist er dahingekommen? Um das herauszufinden, stapft Daryl durch ein abgekämpftes, aber resistentes Frankreich. Im Gepäck die Hoffnung, einen Weg nach Hause zu finden. Doch die Allianzen, die er auf dieser Reise schmiedet, verkomplizieren seinen Plan.
In einem Kloster lernt Daryl eine Nonne kennen, die ihm Laurent vorstellt. Der Elfjährige wird als eine Art Messias gepriesen, der das «Erwachen der Menschheit leiten wird». Eine kaltherzige Anführerin von Widerstandskämpfern ist da jedoch ganz anderer Meinung und schickt ihre Schergen auf die Jagd nach «diesem Amerikaner» und dessen Schützling. Selbstverständlich müssen dabei fortwährend Zombie-Angriffe abgewehrt werden. Und da in Europa Experimente an den Untoten durchgeführt wurden, sind die Exemplare hier weitaus unberechenbarer als jene in den USA.
Die Macher greifen erneut tief in die Trickkiste und die Schminktöpfe, um die röchelnd herumtorkelnden Pseudo-Leichen und das ramponierte Frankreich zu modellieren. Schon der verwitterte Eiffelturm mit abgebrochener Spitze fasziniert auf schauderhafte Weise.
«Dabei war es gar nicht so schwierig, Paris so abgehalftert zu zeigen», scherzt Showrunner David Zabel im Gespräch mit TELE. «Die Gebäude sind ja schon uralt. Da mussten wir lediglich mittels Computer-Animation ein paar Scheiben einschlagen, die Fassade bröckeln lassen und dann noch Laub und Abfall auf die Strasse werfen.»
«The Walking Dead» ist eine Serie für Erwachsene: Das Abschlachten der Zombies und deren Beissattacken auf Menschen werden wieder sehr explizit gezeigt. Louis Puech Scigliuzzi, der den vermeintlichen Messias spielt, ist gerade mal 13 – gab es am Set spezielle Schutzmassnahmen? Zabel: «Nein, die Gesetze beim Drehen mit Kindern sind in Frankreich ohnehin sehr streng. Zudem passte ein Kindercoach auf den Bub auf.»
Zabel gibt zu bedenken, dass es eher die emotionalen denn die Gewaltszenen seien, die eine Kinderseele gefährden könnten: Abschied, Angst, Einsamkeit der Figuren. Die verrottenden Zombies, so furchteinflössend sie auch aussehen, seien weniger problematisch. «Mit ihnen ass Louis in der Mittagspause Mousse au Chocolat. Spätestens da war der letzte Funken Furcht verflogen», erzählt David Zabel mit breitem Lachen.
Die zweite Staffel spielt dann übrigens im Pariser Stadtteil La Défense. Zabel: «Dieses moderne Hochhausviertel zu ramponieren, verlangt uns dann einiges mehr ab.»
Sky Show | Horrorserie | 1. Staffel
Mit Norman Reedus, Clémence Poésy, Louis Puech Scigliuzzi
USA/F 2023, ab 8. Dezember 2023