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Succession – Die hinterhältigsten Superreichen seit «Dallas»

Ein erstklassiger Cast liefert sich einen gnadenlosen Machtkampf um ein Familienimperium. Mit dieser Ausgangslage wurde «Succession» zum TV-Event, der Publikum wie Kritiker gleichermassen begeistert.

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Succession

Diese fiese Sippe schenkt sich nichts: Medienmogul Logan Roy (Brian Cox) und seine Kinder.

HBO
TELE
Mischa Christen

Was sagt es über eine Familie aus, wenn die Tochter auf ihrem Mobiltelefon als Kontaktbild ihres Vaters Saddam Hussein hat? Oder wenn der Sohn seinen Vater anruft und ihm vorwurfsvoll vorjammert, dass er mit einem Linienflugzeug herfliegen musste und dieser mit ausdrücklicher Ironie antwortet: «Oh, tut mir leid, mein Junge. Das ist hart.»

Dann haben wir es mit der Multimilliardärs-Familie Roy zu tun. Der Patriarch heisst Logan Roy (Brian Cox) und ist der mächtigste Medienmogul der USA und darüber hinaus Besitzer mehrerer Freizeitparks und einer Kreuzfahrt-Linie. An seinem 80. Geburtstag überrascht der grantige, zynische und mitunter cholerische Tyrann seine Familie mit einer Bekanntmachung: Entgegen seiner bisherigen Pläne bleibt er seinem Medienunternehmen «Waystar/Royco» noch länger als Boss erhalten. Kendall Roy (Jeremy Strong), Logans ältester Sohn aus zweiter Ehe, ist geschockt. Schlieslich galt er immer als geschäftstüchtiger Nachfolger. Sein jüngerer Bruder Roman Roy (Kieran Culkin) hat dem Unternehmen vor einiger Zeit den Rücken gekehrt. Kendalls Schwester, Logans einzige Tochter Siobhan Roy (Sara Snook), strebt eine Karriere in der Politik an, und Connor Roy (Alan Ruck), Logans Sohn aus erster Ehe, lebt abseits des Clans auf einer Ranch in New Mexico. Kendall und seine Geschwister sehen sich gezwungen, eine Entscheidung zu treffen, denn in ihren Augen sind die Business-Strategien ihres betagten Vaters zunehmend schädlich für das Unternehmen. 
 

Ähnlichkeiten sind nicht zufällig

So viel zur Ausgangslage von «Succession». Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind hier selbstverständlich alles andere als zufällig. Die Familie rund um den Patriarchen Logan und dessen Medienimperium ist unübersehbar der Murdoch-Familie angelehnt. Die grobe, weiterführende Handlung wäre rasch erzählt. Über drei Staffeln hinweg (die dritte läuft derzeit im Wochenrhythmus bei Sky Show) geht es in der HBO-Serie einzig und alleine darum, wer einst das Familien-Imperium fortführen soll. 

Verschwendung und Dekadenz

Dabei zeigt sich, dass Roys Kinder ihrem Vater in nichts nachstehen. Sie ziehen sämtliche Register – echt jetzt, die lassen gar nichts aus – sich gegenseitig auszustechen und fertigzumachen. Die Sticheleien werden stets in Privatjets, Helikoptern, Luxusjachts und auf den pompösesten Anwesen ausgetragen. Und ohne mit der Wimper zu zucken werden Angestellte beschimpft, Gourmet-Essen verschwendet und der Klimawandel vorangetrieben, so dass einem diesseits des Bildschirms ob der Verschwendung und der Dekadenz schon mal übel wird und man diesen verzogenen Schnöseln am liebsten ordentlich den Kopf waschen würde.

Doch genau das macht «Succession» so verdammt gut. Die Sippe lügt, betrügt, hintergeht und steht sich dabei offenherzig feindselig gegenüber, wobei Kraftsausdrücke wie «Fuck», «Fuck off» und «Suck my Dick» beinahe im Sekundentakt fallen. Als besonderer Wortakrobat entpuppt sich Roman (echt brillant: Macaulay Culkins Bruder Kieran), der jüngste Spross der Familie. Der vermeintlich Unterbelichtete versteht es aufs Neue, mit ausgeklügelten Beleidigungen seine Widersacher zu irritieren. Und so werden die Machtverhältnisse innerhalb des Clans wiederholt durcheinandergewirbelt und auf den Kopf gestellt. Und irgendwann kommt sie, die Antwort auf die Frage, ob Geld und Macht glücklich machen. Sie lautet: No way!
 

Die vierte Staffel ist auf sicher

«Succession» (englisch für «Nachfolge») war ein Überraschungserfolg und hat Emmys und Golden-Globes abgeräumt. Eine vierte Staffel wurde bereits in Auftrag gegeben.

Die abschliessenden Worte sind dem Opener (siehe unten) geschuldet: Er dauert mit eineinhalb Minuten überdurchschnittlich lange und ist nicht wirklich ein Hingucker. Aber der melancholische, von Nicholas Britell («Moonlight») komponierte Song hallt noch mehrere Stunden nach dem Abspann im Ohr. 
 

Succession ★★★★☆

Sky Show | Dramaserie | 3. Staffel
Mit Brian Cox, Hiam Abbass, Jeremy Strong, Kieran Culkin, Sarah Snook, Alan Ruck, Nicholas Braun, Matthew Macfadyen

Abstossend faszinierender und unerbitterlicher Familienzwist 

USA 2021, seit 22. November 2021 (wöchentlich eine Folge)

Von Mischa Christen am 30. November 2021 - 14:50 Uhr