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Serienperle zum Neu- oder Wiederentdecken

Hier stimmt die Chemie

Ab 2008 eroberte «Breaking Bad» die Serien-Welt im Sturm. Kein Wunder: Bei dieser Dramaserie weiss man gar nicht recht, wo anfangen mit loben.

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«Say my name!»: Walter White (Bryan Cranston) alias Heisenberg.

AMC / Sony Pictures Television
TELE
Mischa Christen

Eigentlich hatte Drehbuchautor Vince Gilligan bereits aufgegeben. Seine Idee einer Dramaserie um den Chemielehrer Walter White, der an Krebs erkrankt und zum Crystal-Meth-Produzenten wird, um Frau und Kind nach seinem Tod finanziell abzusichern, würde wohl nicht umgesetzt werden.

Bryan Cranston, der hysterische und zugleich liebevolle Vater aus «Malcolm mittendrin» als abgeklärter Drogenbaron, der im kriminellen Sumpf versinkt? Unvorstellbar! Das müsste, wenn schon, ein anderer übernehmen. Und selbst der sollte lieber einen Bankräuber spielen. Das verträgt sich viel eher mit den US-Moralvorstellungen.

Ohne Illusionen nahm Gilligan also die Einladung von AMC zum Verkaufsgespräch an – in der Hoffnung, dass die ein paar 14-Dollar-Whiskys lockermachen würden, was sie auch taten. Doch siehe da: Der US-Sender setzte das Konzept um. Der Rest ist sensationelle Seriengeschichte, die bis in die Gegenwart reicht.

Selten waren sich Konsumenten und Kritiker so einig: Die sonst oft vernichtend urteilenden Medien schmissen mit Superlativen nur so um sich: «Die beste Serie der Welt», «Das Genialste, was das Fernsehen je hervorgebracht hat», um nur zwei Huldigungen zu erwähnen. Der Knüller kam dann 2013 mit dem Serienfinale: «Breaking Bad» schaffte es ins legendäre Guinness-Buch der Rekorde als am besten bewertete Serie überhaupt.

Das Meisterwerk legte Staffel für Staffel zu und sahnte Emmys und Golden Globes ab.

Ja, wo soll man das Loblied bloss anstimmen? Bei den raffiniert gezeichneten und perfekt besetzten Figuren? Bei den genial-verstörenden Kameraeinstellungen? Oder bei Plot und Dramaturgie, die nicht nur dank Walters Chemiewissen viele Wow-Momente erzeugen.

Und dann erst die Dialoge! Ausdrücke wie «Yo, bitch!» und «Say my name!» haben sich ins kollektive Fan-Gehirn eingebrannt und werden millionenfach rezitiert. Brillant auch jene Szene, in der Walters Frau befürchtet, dass eines Tages jemand an ihre Tür klopft, um Walter zu töten. Er entgegnet ihr eingeschnappt: «Ich bin nicht in Gefahr. Ich bin DIE Gefahr! Ich bin derjenige, der anklopft.» (Klingt im Englischen besser: «I am the one who knocks!»).

Das Meisterwerk legte Staffel für Staffel zu und sahnte Emmys und Golden Globes ab. Fünf Stück holte allein Bryan Cranston. Sogar Sir Anthony Hopkins gratulierte seinem Kollegen in einem Brief zu der «besten Vorstellung eines Schauspielers, die ich je sah».

Die Erfolgsstory von «Breaking Bad» war mit dem Serienfinale noch nicht zu Ende. Das Prequel «Better Call Saul» erzählte von 2015 bis 2022 Saul Goodmans Wandlung zum Schmierenanwalt – zu Beginn sehr gemächlich, stand «Better Call Saul» in den zwei Abschlussstaffeln punkto Brillanz und Rasanz seiner Mutterserie in nichts nach. 2019 fokussierte sich der Spielfilm «El Camino» auf die tragische Figur Jesse Pinkman (Aaron Paul).

Giancarlo Esposito alias Gus Fring hatte noch die Vision eines weiteren Prequels: der Aufstieg des Imbiss-Betreibers Fring zum stoischen Meth-Magnaten. Doch Vince Gilligan zerstreute nach dem Ende von «Better Call Saul» Espositos Wunsch jäh und verkündete, dass die Welt von «Breaking Bad» für ihn ein für allemal abgeschlossen sei. Schade eigentlich. Doch weiter sollte diese Zitrone vielleicht wirklich nicht ausgepresst werden.

Was bleibt, sind die schönen Erinnerungen und eine Serienperle, die man wieder und wieder entdecken kann.

Breaking Bad ★★★★★

Netflix | Dramaserie | 5 Staffeln  | USA 2008–2013
Mit Bryan Cranston, Aaron Paul, Anna Gunn, Bob Odenkirk u.a.; Showrunner: Vince Gilligan

Packendes Stressprotokoll mit riesigem Suchtpotenzial

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Von Mischa Christen am 9. Oktober 2023 - 11:52 Uhr