Sky Show

Hausen – Surrealer Albtraum

In «Hausen» ziehen Vater und Sohn in einen Plattenbau des Grauens

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Hausen
Im Banne des Unheimlichen: Cleo, Juri und Jaschek (v. l.) erfahren den Schrecken am eigenen Leib. zvg

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Schon in der ersten Einstellung wird klar, dass der Plattenbau nichts Gutes verheisst: Bedrohlich ragt das marode Gebäude in den dunklen Himmel. Wie soll man hier einen Neuanfang wagen?
Diesen versucht Jaschek (Charly Hübner), der nach dem tragischen Tod seiner Frau mit dem 16-jährigen Sohn Juri (Tristan Göbel) dorthin zieht – als neuer Hausmeister. Bald wird klar, dass es im verwinkelten Haus, das irgendwie organisch wirkt, nicht mit rechten Dingen zugeht.
Die Bewohner verhalten sich merkwürdig, und aus den Heizungsrohren quillt ein pechschwarzer, klebriger Saft, der lebt und süchtig macht. Die Lage spitzt sich zu, als das Baby von Cleo (Lilith Stangenberg) vom Haus verschluckt wird.
«Hausen» ist die erste für Sky Show produzierte deutsche Horrorserie. Regie bei allen acht Folgen führte Thomas Stuber («In den Gängen»). Im Gegensatz zu seinen Filmen, die Reduktion zelebrieren, überbordet hier alles. Jede Episode strotzt vor Zitaten aus Genreklassikern bzw. Hommagen an jene.
Das Storygerüst orientiert sich an Hideo Nakatas Nippon-Horror «Dark Water», während der Schauplatz an das Hotel in «Shining» und mit seiner unmöglichen Architektur an jenes in Lucio Fulcis «Über dem Jenseits» erinnert. Auf der psychologischen Ebene sind Einflüsse von E. T. A. Hoffmann bis David Cronenberg offensichtlich.
Zudem macht sich ein Gefühl des kosmischen Horrors breit, wie es nicht einmal H. P. Lovecraft treffender hätte beschreiben können. Dennoch wirkt «Hausen» nie zusammengeklaut, sondern gut kombiniert und eigenwillig.
Und auch wenn die Szenerie etwas zu artifiziell ist: Die angenehm bizarre und schön surrealistische Serie hält ihr Publikum auf Trab.

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Hausen ★★★★☆

Sky Show; Horrorserie, D 2020,1. Staffel, 8 Folgen à ca. 55 Min.  
Mit Tristan Göbel, Charly Hübner u. a. Showrunner: Till Kleinert.
Unschöner wohnen: surrealer Albtraum voll bizarrer Ideen 
Über die Autoren
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Patrick Schneller
Patrick Schneller, Filmredaktor bei TELE, hat sich seit seinem Einstieg in den Journalismus im Jahr 1992 einen Namen im Bereich der Spielfilmkritik gemacht. Seine Expertise erstreckt sich über das gesamte Spektrum der Filmindustrie, von obskuren Filmen aus vergangenen Zeiten über TV-Produktionen bis hin zu großen Kinoveröffentlichungen von heute. Unter seinen jüngsten Arbeiten ragen Artikel wie 'Halloween – Die Nacht der vielen Schrecken', 'Ich weiß, was du letztes Halloween getan hast' und 'Blutiges Erntedankfest' hervor. Seine retrospektive Betrachtung von Monty Python in 'Monty Python – und nun zu etwas völlig anderem' zeugt von seiner tiefen Verwurzelung in der Filmgeschichte. Bevor Patrick Schneller zu TELE kam, war er für die 'Solothurner AZ', 'Music Scene' und 'Toaster' tätig. Er gehört der Autorenvereinigung Pro Litteris an.

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