Hass & Hetze im Netz

Angesichts des Mordes am rechtskonservativen US-Aktivisten Charlie Kirk wirkt die Dramaserie «The Savant» unverhofft wie ein aktueller Kommentar zur Gegenwart. Was als fiktionale Thrillerserie geplant war, bohrt nun in der offenen Wunde einer Gesellschaft, die miterlebt, wie sich digitale Hetze ihren Weg in die reale Welt bahnt.

Im Zentrum steht eine Frau ohne Namen: Jessica Chastain («Interstellar») spielt eine Undercover-Ermittlerin, die in die toxischen Tiefen digitaler Parallelwelten hinabsteigt. Wo sich Hassgruppen formieren, Verschwörungen gedeihen und Gewaltphantasien wie Viren zirkulieren, sucht sie nach den Momenten, in denen aus Worten Wirklichkeit werden könnte. «The Savant» (französisch: «Der Wissende») ist inspiriert von einem Artikel im «Cosmopolitan» aus dem Jahr 2019 und verzichtet auf plakative Heldenbilder.

Chastains Figur trägt die Zerrissenheit, die diese Arbeit mit sich bringt, im Gesicht: die Müdigkeit, das Misstrauen, die Angst, irgendwann selbst den Halt zu verlieren. «Es war faszinierend, diese Frau zu spielen. Sie balanciert ständig zwischen Pflicht und moralischer Verantwortung, und diese innere Spannung spürt man in jeder Szene», beschreibt Chastain ihre Rolle.

Die Handlung entfaltet sich episodisch. In einer der ersten Folgen beginnt die Ermittlerin, verdeckte Identitäten in Chatrooms aufzubauen, beobachtet Diskussionen, die zunächst harmlos wirken, und erkennt, wie sich hetzerische Rhetorik allmählich, aber unaufhaltsam zur Gewaltbereitschaft steigert. Später muss sie konkrete Pläne aufdecken: von geplanten und auch mal erfolgreich ausgeführten Anschlägen bis hin zu koordinierten Cyberangriffen.

Gleichzeitig verfolgt die Serie, wie zwischen den Hassgruppen zunehmend Misstrauen und Animositäten keimen, was sowohl Chancen als auch Risiken für die Arbeit der Ermittlerin birgt. Jede Episode bringt neue Wendungen, Enthüllungen und moralische Dilemmas, die verdeutlichen, wie eng digitale und reale Gewalt miteinander verwoben sind. Bei ihrer Arbeit nutzt die Ermittlerin technische Hilfsmittel, psychologische Analyse und direkte Kontakte, die sie vorsichtig in der realen Welt aufbaut.

«The Savant» hat viele ruhige, beinahe lethargische Momente und zeigt, wie diskret die Figur agieren muss: Ein falscher Schritt – und die Mission ist zu Ende, Menschen geraten in Lebensgefahr. Zwischen den Einsätzen bleibt immer wieder Zeit, ihr persönliches Umfeld zu beleuchten: ihren Mann, ihre Kinder, die Freundschaften sowie die wachsende Belastung durch diese Doppelrolle. Am Ende steht kein eindeutiges Urteil: Die Ermittlerin wacht im Schatten und versucht Gewalttaten zu verhindern. Und man spürt, dass jede Handlung drastische Konsequenzen hat. Online wie offline.