Wien im 18. Jahrhundert – eine Stadt, geprägt von knarzenden Pferdekutschen, Hofintrigen und musikalischen Begierden. In dieser vibrierenden Welt entfaltet die Sky-Serie «Amadeus» ihr fünfteiliges Drama über Genialität und Grimmigkeit.
Will Sharpe («The White Lotus») spielt Mozart als übersprudelndes Naturtalent, Paul Bettany gibt den Hofkomponisten Antonio Salieri mit der Schwermut eines Mannes, der fürchtet, Gott habe sich gegen ihn gewandt. Gabrielle Creevy wiederum macht Mozarts Geliebte und Gattin in spe, Constanze Weber, zu einer Frau, die nicht nur liebt, sondern lenkt.
Die Serie, nach Peter Shaffers berühmtem Bühnenstück und von Joe Barton («The Lazarus Project») neu adaptiert, ist keine biographische Nacherzählung, sondern ein bewusstes Ausloten der Legende. Mozarts kometenhafter Aufstieg, sein Ruf als Enfant terrible und sein rätselhaftes Ende werden hier nicht museal verpackt, sondern als wucherndes und bildgewaltiges Drama inszeniert.
Wolfgang Amadeus Mozart ist 25 Jahre alt, als er von Salzburg her nach Wien kommt. Er ist nicht mehr das Wunderkind, sondern ein Künstler auf der Suche nach Freiheit. Prompt läuft er in die unsichtbare Mauer höfischer Etikette. Der mässig begabte Hofkomponist Antonio Salieri, gottesfürchtig, diszipliniert und zunehmend frustriert, sieht in Mozart weniger einen Kollegen als einen göttlichen Irrtum. Aus anfänglichem Missmut wird jahrzehntelanger Hass.
Obwohl Mozart und Salieri in Wahrheit eher freundschaftliche Rivalitäten pflegten, werden sie sich in der Serie spinnefeind. Wie weit darf man in der Fiktion Figuren verbiegen, die längst zu historischen Relikten erstarrt sind? Ab welchem Punkt besteht die Gefahr, dass man das Wesen der Figur verrät? Will Sharpe findet die Antwort in der Musik selbst: «Amadeus ist ja bereits in Peter Shaffers Stück eine fiktionalisierte Version. Das gilt auch für die Beziehung zwischen ihm und Salieri, was uns gewisse Freiheiten liess. Und ich konnte in die Musik schauen, um die Breite Mozarts zu fühlen – das Spielerische, das Dunkle, das Erhabene.» Bettany ergänzt schmunzelnd: «Ausserdem sind alle von damals tot, wer sollte uns da noch verklagen?»
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Tatsächlich zieht die Serie einige Register, die zarte Gemüter in Verlegenheit bringen könnten: Man sieht Mozart beim Quickie, Salieri, der sich seinen Verdruss herunterrubbelt, und Constanze, die am Esstisch derbe Beleidigungen ausstösst. Höfische Kultur sieht anders aus. Das sei eben die ungefilterte Menschlichkeit, erklärt Sharpe, «es sollte eine lebendige Version von Mozart und seiner Entourage werden, kein braves Kostümdrama». Bettany sieht darin einen bewussten Bruch: «Die gewagte Umsetzung soll ein breiteres Publikum ansprechen, auch jene, die eine Serie um einen klassischen Komponisten sonst nicht schauen würden.»
Sharpe kam bei einigen Szenen nicht umhin, Mozarts Werke in die Tasten zu hämmern. Zog man da CGI oder KI hinzu? «Nein, das war ich selber. Doch dafür musste ich monatelang üben!» Vorher habe er höchstens einen Popsong spielen können, die klassische Technik musste er erst mühsam erlernen. Mit einem Lachen fügt er an: «Nach den Dreharbeiten habe ich aber alles gleich wieder vergessen.» Bettany erinnert sich: «Ja, das war beeindruckend. Das erste Stück, das Will spielen musste, hiess ‹Sonata Facile›. Nichts daran ist einfach.»
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In der Neuinszenierung prallen Glaube und Exzess, Ordnung und künstlerische Ekstase aufeinander. Die Serie begreift Mozart nicht als hehres Haupt auf einem Sockel, sondern als treibende Kraft, die uns bis heute in den Bann schlägt. «Amadeus» verwandelt die bekannte Figur in ein packendes Psychogramm darüber, wie schwer es ist, als Genie ein anständiger Mensch zu bleiben.
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