Paramount+ – «Dexter: Wiedererwachen»

Auge um Auge

«Dexter» erhält schon den dritten Ableger. Warum fasziniert uns dieser charismatische Serienkiller so?

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Der «dunkle Begleiter» erwacht: Dexter (Michael C. Hall) fragt erneut seinen verstorbenen Vater (James Remar) um Hilfe.

Der «dunkle Begleiter» erwacht: Dexter (Michael C. Hall) fragt erneut seinen verstorbenen Vater (James Remar) um Hilfe.

Zach Dilgard/Paramount+ with SHOWTIME

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Als «Dexter» 2006 beim US-Sender Showtime Premiere feiert, betritt ein Serienkiller die Bühne, wie ihn das Fernsehen noch nicht gesehen hat. Dexter Morgan arbeitet als Forensiker bei der Polizei von Miami, nach Feierabend mordet er sich durch die Nacht. Aber mit einem «moralischen» Kodex: Er tötet nur Mörder, die ihrer gerechten Strafe entronnen sind. Die leibhaftige Nemesis. Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Dieser alttestamentarische Furor, seine innere Zerrissenheit, machte «Dexter» zu einem popkulturellen Phänomen. Seine Gedanken aus dem Off, die kühle Rationalität, der schwarze Humor – das Publikum war fasziniert vom charmanten Selbstjustiz-Monster, das viel mehr fühlte, als es zugab.

Die Serie basiert auf Jeff Lindsays Roman «Darkly Dreaming Dexter», löst sich aber schnell von der Vorlage. Michael C. Hall verkörpert den Killer mit einer Mischung aus Distanziertheit und unterschwelliger Verletzlichkeit, die Fans und Kritiker gleichermassen in den Bann zieht. Motor der Serie ist die drängende Frage: Kann ein Mörder ein Held sein? Dabei wird Dexter nie glorifiziert, sondern stets als tragische Figur gezeigt: gezeichnet von seiner traumatischen Vergangenheit, unfähig zu echter Nähe, doch immer wieder bemüht, menschlich zu wirken.

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Nach dem kontroversen Serienfinale (Dexter flieht aus Angst aufzufliegen nach Oregon, täuscht seinen Tod vor und wird Holzfäller) ging Showtime 2021 mit «New Blood» den nächsten Schritt. Die Miniserie versetzt Dexter nach den Ereignissen der Mutterserie in eine verschneite Idylle, wo er scheinbar zu sich selber gefunden hat und zur Ruhe gekommen ist. Doch dann spürt Harrison (Jack Alcott) seinen totgeglaubten Vater auf. Bald verfällt Dexter in alte Muster, bemüht sich aber zugleich, dem Teenie-Sohn ein Vorbild zu sein.

Auch wenn das Spinoff nicht mehr an den Erfolg des Originals anknüpfen konnte, beschloss der US-Sender, die Geschichte des mordenden Beamten weiterzuerzählen, und konzentrierte sich 2024 mit dem Prequel «Original Sin» auf die Ursprünge der Figur. Es zeigt den jungen Dexter (Patrick Gibson) als Praktikanten im Polizeidienst, dem von seinem Ziehvater Harry (Christian Slater) der berüchtigte Kodex eingetrichtert wird. Hier destilliert sich die psychologische Essenz des «Dexter»-Universums heraus: Wird das Böse erlernt, vererbt – oder ist es von Geburt an Teil von uns?

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Nun folgt der nächste Ableger, der wieder in der Jetzt-Zeit spielt. Wer «New Blood» noch nicht gesehen hat, sollte nicht weiterlesen. «Resurrection» (Wiedererwachen) spielt Wochen, nachdem Dexter in «New Blood» erschossen wurde. Er überlebt den Anschlag seines Sohnes und erwacht aus dem Koma. Erkennt, was er Harrison angetan hat und macht sich auf den Weg nach New York, wo sich sein Sohn vor ihm versteckt hält. Dexter muss alles wieder zurechtrücken. Das wird allerdings nicht einfach: Sein alter Kollege aus Miami, Angel Batista (David Zayas), reist ebenfalls nach New York und fängt an zu ermitteln. Erneut wird Dexter schneller von seiner Vergangenheit eingeholt, als ihm lieb ist.

Dexter: Wiedererwachen

Paramount+ | Krimiserie | 1. Staffel 

Mit Michael C. Hall, Jack Alcott, David Zayas

USA 2025, ab 11. Juli 2025

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Der Trailer

Über die Autoren
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Mischa Christen

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