Interview mit John Hoogenakker

«Als Vater kann man sich so eine Situation fast nicht vorstellen»

In der Miniserie «The Twisted Tale of Amanda Knox» auf Disney+ verkörpert John Hoogenakker den Vater der unter Mordverdacht geratenen Amerikanerin. Im Interview spricht er über die Herausforderung dieser Rolle, seine Begegnungen mit Amanda Knox – und den Dreh einer besonders bewegenden Szene.

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John Hoogenakker (l.) spielt Amandas stoischen, aber warmherzigen Vater, der sich unermüdlich für seine Tochter einsetzt.

John Hoogenakker (l.) spielt Amandas stoischen, aber warmherzigen Vater, der sich unermüdlich für seine Tochter einsetzt.

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Wie kamen Sie zur Rolle von Amandas Vater Curt Knox?

John Hoogenakker: Ich kenne die Showrunnerin K.J. Steinberg und wusste, dass Warren Littlefield als ausführender Produzent involviert war. Mit ihm zusammen habe ich vor ein paar Jahren in der Miniserie «Dopesick» gearbeitet, die ebenfalls bei Disney+ läuft. So hat das eine zum anderen geführt.

Haben Sie den Fall damals in den Medien mitverfolgt?

Ja, ich erinnere mich gut, wie es 2007 mit den Berichterstattungen über den Mord an Meredith Kercher losging und dass deren Mitbewohnerin Amanda verdächtigt wurde. Ich verfolgte den Fall auch in den folgenden vier Jahren, in denen Amanda im Gefängnis sass. Als ich für die Rolle von Amandas Vater in Frage kam, wusste ich bereits, dass sie entlastet worden war und sich vehement dafür einsetzte, ihren Namen im italienischen Rechtssystem und in den Köpfen der Medienkonsumenten auf der ganzen Welt reinzuwaschen.

Und was hat Sie an der Rolle von Amandas Vater fasziniert?

Vieles! Die Vorstellung, einen Mann zu porträtieren, der seiner Tochter bei diesem Alptraum und im Kampf gegen eine ungerechte Justiz beisteht, hat mich als Schauspieler ziemlich herausgefordert. 

Konnten Sie mit Curt Knox sprechen?

Nein, wir sind uns leider nie begegnet. Ich hatte aber viel mit Amanda zu tun. Sie beschrieb ihren Vater als einen sanftmütigen und überaus humorvollen Mann. Um mich auf die Rolle vorzubereiten, habe ich natürlich auch Amandas Autobiografie gelesen, die sie etwa ein Jahr nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis schrieb.

Die Szene, in der Amanda zu 26 Jahren verurteilt wird und anschliessend von ihrem Vater im Gefängnis besucht wird, nimmt einen als Zuschauer sehr mit. Man spürt die Verzweiflung von Vater und Tochter ungefiltert. Wie war es für Sie beide, diese Szene zu drehen?

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Schön, dass Sie gerade diese Szene ansprechen. Wenn man selbst Vater ist, kann man sich so eine Situation fast nicht vorstellen, ohne dass es einen innerlich zerreisst. Stellen Sie sich vor, Ihr Kind ist am Leben und es ist sogar gesund, aber es befindet sich in einer schrecklichen Situation, gegen die man völlig machtlos ist. Das eigene Kind so leiden zu sehen, ohne helfen zu können, ist unbeschreiblich. 

Wie haben Sie und Grace Van Patten, die Amanda spielt, sich auf diesen Dreh vorbereitet?

Grace war einfach unglaublich. Immer top engagiert. Und sie lieferte bei den gesamten Dreharbeiten eine phänomenale Arbeit ab. Als es zu der von Ihnen beschriebenen Szene kam, liess uns der Regisseur viel Freiraum. Wir wussten alle, dass es sehr emotional werden würde. Und weil ich der Meinung war, dass der Dreh dieser Szene für Grace noch herausfordernder sein wird als für mich, versuchte ich, Grace so viel von dieser Präsenz zurückzugeben, wie ich nur konnte. Ich wollte sie im richtigen Moment abholen. Zum Glück mussten wir diese Szene nicht mehrmals drehen.
 

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John Hoogenakker empfand die Rolle von Amandas Vater als «herausfordernd».

John Hoogenakker (48) empfand die Verkörperung von Amandas Vater als «herausfordernd».

Variety via Getty Images
John Hoogenakker empfand die Rolle von Amandas Vater als «herausfordernd».

John Hoogenakker (48) empfand die Verkörperung von Amandas Vater als «herausfordernd».

Variety via Getty Images

Hier geht's zur Review der Miniserie «The Twisted Tale of Amanda Knox»

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Mischa Christen

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