Guten Tag,
Schaffen wir das gleich aus der Welt: Die Serie muss nicht mit «Squid Game» verglichen werden, nur weil beide aus Südkorea stammen. Das Land hat einen beachtlichen Kulturexport, angefangen mit der langen Filmtradition, die im Oscargewinn von «Parasite» gipfelte. Dank K-Pop wird auch ein grosser Teil der jungen Musiklandschaft beackert. Und bei Serien waren es meist Dramen, die Fans um sich scharten, aber das Angebot ist längst breiter. Siehe eben «Squid Game». Nun kommt «All of Us Are Dead».
Marco Spiess
Hier wird gebissen, genagt und ausgeweidet, wie es sich für eine gute Zombie-Geschichte gehört.
Yang Hae-sung/NetflixWerbung
Die Zombieserie von Netflix basiert, wie jüngst auch «Hellbound», auf einem Webtoon. Darin versucht ein Lehrer, seinem in der Schule dauergemobbten Sohn zu helfen: indem er ihm ein Serum verabreicht, das ihn stärken soll. Dumm nur, dass der Stoff in dem Jungen weit mehr bewirkt und ihn zum Zombie macht. Es dauert nicht lange, bis sich andere Schüler infizieren und fortan wird gebissen, genagt und ausgeweidet, wie es sich für eine gute Zombie-Geschichte gehört.
Die mit zwölf Folgen à etwa einer Stunde deutlich zu lange, aber immerhin selten langweilige Serie, widmet sich mehreren Nebenhandlungen: Militär, Politik, Eltern. Doch im Fokus stehen verschiedene Schülergruppen an der Oberschule der fiktiven Stadt Hyosan. Sie versuchen, aus der Schule zu kommen, nicht angeknabbert zu werden und mit dem Umstand klarzukommen, dass ihre Freunde (und vielleicht auch sie selbst) zu lebenden Toten werden.
Der Kniff dabei ist das Mobbing: Es ist nicht nur der Auslöser der ganzen Seuche, sondern spielt auch später eine Rolle bei der Entwicklung verschiedener Krankheitsfälle. So richtig zu Ende gedacht ist das nicht, und ganz generell mangelt es der Serie an Hintergrundinformationen und vertieften Betrachtungen. Lieber widmen sich die Macher der Dynamik unter den Schülern und finden bei aller Bedrohung auch immer wieder Zeit um banalere Themen einzubauen, bei denen man sich fragt: Echt jetzt? Da klopfen Monster an die Tür und ihr redet drinnen über Beziehungsnöte?
Inszeniert ist «All of Us Are Dead» solide, die schön saftigen Blut- und Gedärm-Effekte erfreuen die Horrorfans, und die jungen Darsteller meistern ihre Rollen meistens gut, auch wenn sie mit emotionalen Szenen manchmal überfordert sind. Neue Fans konnte primär Park Solomon gewinnen, der «Nacktfuss» Soo-hyuk spielt. Der attraktive Schauspieler hat das Zeug zum Teenieschwarm, nicht zuletzt wegen seines Aussehens, das seine usbekischen und koreanischen Wurzeln vereint.
Werbung
Eine zweite Staffel ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant, doch es wäre nicht das erste Mal, dass der Erfolg einer Serie Netflix noch umzustimmen vermag. Es darf aber genauso gut bei einer Staffel bleiben, denn anders als bei vielen anderen Serien wirkt «All of Us Are Dead» weitgehend abgeschlossen.
Netflix | Horrorserie
Mit: Park Ji-hoo, Yoon Chan-young, Cho Yu-hyun, Park Solomon
COR 2022, ab 28. Januar 2022
Trailer
An dieser Stelle findest du einen ergänzenden externen Inhalt. Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Werbung
Relevante Themen
Werbung