6 Underground – Action bis zur Schmerzgrenze

Michael Bay ist weniger ein Regisseur als ein Versprechen: Von ihm bekommt man Explosionen, die nochmals explodieren. Man kriegt heisse Autos und noch heissere Frauen, dazu schnippische Dialoge und coole Typen. Er macht seit Jahrzehnten dieselbe Art von Bubenfilmen, mal gelungener («Armageddon»), mal anstrengender («Transformers: The Last Knight»).

Wenn Netflix ihm also 150 Millionen Dollar entgegenschleudert, dann ist klar, was von ihm verlangt wird: Dätsch. Bumm. Dumm. Und Bay liefert! Denn «6 Underground» ist der vielleicht prototypischste Bay-Film überhaupt. In der hauch- dünnen Handlung versammelt Ryan Reynolds als vermeintlich verstorbener Milliardär eine Gruppe von Draufgängern um sich, die ebenfalls als tot gelten. So können sie unerkannt ihre halsbrecherischen Missionen ausführen – wie etwa einen arabischen Diktator auszuschalten und dessen Bruder an die Macht zu bringen.

Auf dem Weg dahin demolieren sie Sehenswürdigkeiten in Florenz, kurven in teuren Sportwagen durch die Welt, klopfen sexistische Sprüche und werden stets in Zeitlupen- Heldenpose von unten gefilmt. So weit, so Bay.

Doch der Maestro des Machokinos schert sich weder um seine unsympathischen Figuren, noch um erzählerische Logik. Er reiht im Eiltempo Rückblenden aneinander, strauchelt planlos von einer Szenerie zur nächsten und zerstückelt all das noch durch ein Schnittgewitter, das den letzten Hauch vorhandener Kohärenz tilgt.

«6 Underground» hat kurze Momente geglückter Unterhaltung. Und wer nach stilisierter Gewalt giert, findet ein paar überraschend blutige Leckerchen. Aber hinter all dem Lärm in Werbeclip-Ästhetik steckt nichts. Höchstens Bays Verachtung für Menschen und hochwertiges Kino.