Netflix – «Goodbye June»

Weihnachten im Spital

Kurz vor Weihnachten bittet eine todkranke Frau ihre vier Kinder ans Sterbebett. Das ist unterhaltsamer, als es tönt.

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Mutter und Tochter (Helen Mirren, Kate Winslet) nutzen die ver­bleibende Zeit. Kimberley French/Netflix

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Eine sterbende Mama, zerstrittene Kinder – und das alles zu Weihnachten. Klingt nach einer grossen Ansammlung von Kitsch und Sentimentalitäten, die der junge Drehbuchautor Joe Anders da zusammengetragen hat. Doch zum Glück ist Anders der Sohn der Schauspielerin Kate Winslet und des oscargekrönten Regisseurs Sam Mendes («1917»), die mittlerweile wieder getrennt sind. Dank Vitamin B konnte Anders sein Skript in berühmte Hände legen.
Auf dem Regiestuhl nahm nämlich seine Mutter Kate Winslet Platz – zum ersten Mal. Und vor die Kamera holte sie ein Starensemble, angeführt von Helen Mirren. Diese spielt June, die kurz vor Weihnachten ins Spital eingeliefert wird. Die Diagnose ist klar: Der Krebs hat sich ausgebreitet, June wird bald sterben. Während ihr Mann (Timothy Spall) grummelt und primär an sich selbst zu denken scheint, tauchen auch ihre vier Kinder im Spital auf.
Da ist die erfolgreiche Julia (Winslet), die aus ihrem Alltag gerissen wird. Ihre Schwester Molly (Andrea Riseborough) droht zu verzweifeln, während sich Helen (Toni Collette) von ihrer esoterischen Weltsicht etwas Ruhe erhofft. Sohn Connor (Johnny Flynn) versucht derweil, alle auf eine Linie zu bringen. Das Drama ist am besten in der Anfangsphase, wenn die Konflikte aufgegleist werden. Der Mittelteil hängt dagegen etwas durch. Einzig der Vater bekommt unerwartet Tiefe, während andere Figuren an der Oberfläche bleiben. Zum Schluss nimmt die Rührseligkeit erwartungsgemäss überhand. Sehenswert ist «Goodbye June» aber auf jeden Fall: Zu gut sind die Darsteller, zu schön setzt Winslet auf die Gefühlskarte, was sich am versöhnlich-weihnächtlichen Ende auszahlt.

Goodbye June

Netflix | Drama
Mit Helen Mirren, Kate Winslet, Andrea Riseborough, Toni Collette
GB 2025, ab 24. Dezember 2025

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Der Trailer

Über die Autoren
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Marco Spiess
Marco Spiess, Redaktor bei TELE, bringt seit 1999 seine Expertise im Bereich Film, Kino und Serien ein. Nach seinem Studium am Gymnasium Liestal und der Universität Basel hat er sich durch filmbezogene Artikel einen Namen gemacht. Kostproben liefern die Beiträge zu 'Suzume – Bebende Gefühle' (Link zum Artikel), 'Glass Onion: A Knives Out Mystery – Die Messer sind gewetzt' (Link zum Artikel) und '365 Days – Die Tage der Schmuddel-Reihe sind gezählt' (Link zum Artikel).

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