Apple TV+ – «Highest 2 Lowest»

Auf den Spuren von Kurosawa

In Spike Lees Thriller-Remake «Highest 2 Lowest» steht Denzel Washington vor einem moralischen Dilemma.

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Marco Spiess

Hadert damit, Lösegeld zu zahlen: Musikmogul King (Denzel Washington).

Hadert damit, Lösegeld zu zahlen: Musikmogul King (Denzel Washington).

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Spike Lee gehört auch mit 68 Jahren noch zu den lautesten kritischen Stimmen in Hollywood. Seit seinem Durchbruch mit «Do the Right Thing» (1988) hält er seinen Landsleuten am liebsten einen Spiegel vor, wenn es um Rassismus geht.

Sein neues Projekt scheint auf den ersten Blick aus dem Rahmen zu fallen: «Highest 2 Lowest» ist ein Remake von Akira Kurosawas humanistischem, gesellschaftskritischem Thriller «Zwischen Himmel und Hölle» (1963). Im Original geht es darum, dass der Sohn eines Schuhfabrikanten – gespielt von Toshirō Mifune – scheinbar entführt wird. Es stellt sich aber heraus, dass die Kidnapper versehentlich den Sohn von dessen Chauffeur erwischt haben.

Neben der Spannung geht es um die moralische Frage, ob er dennoch das Lösegeld bezahlen soll. Spike Lee münzt nun dieses Szenario auf ein Milieu um, das ihm mehr zusagt und auch im Zeitgeist gut funktioniert: das Musikbusiness in New York. Denzel Washington spielt den Musikmogul David King. Der steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere, doch die Geschäfte sind auch schon besser gelaufen.

Ausgerechnet jetzt passiert das Unvorstellbare: Anstelle von Kings Sohn wird versehentlich derjenige von dessen Freund Paul (Jeffrey Wright) gekidnappt. Als Lösegeld für die Freilassung werden 17,5 Millionen Dollar in Schweizer Banknoten verlangt. Die Geschichte entwickelt sich also ähnlich wie in Kurosawas Original (und der Romanvorlage von Ed McBain).

Laut Kritikern, die den Film bereits gesehen haben, ist Spike Lees Handschrift erst gegen Ende zu spüren, wenn unter anderem auch der Rapstar A$AP Rocky ins Spiel kommt und Denzel Washington Gas geben kann.

Ob sich «Highest 2 Lowest» so in die Liste namhafter Kurosawa-Remakes einreihen kann? Diese Liste beinhaltet nämlich ein paar ganz grosse Namen: Sergio Leones Spaghettiwestern «Für eine Handvoll Dollar» (1964) ist eine Neuauflage von «Yojimbo» (1961). Und der Film «Die glorreichen Sieben» (1960) – der 2016 auch ein Remake mit Denzel Washington bekam – nahm als Grundlage den Meilenstein «Die sieben Samurai» (1954). Im kleineren Stil wurde Akira Kurosawas Durchbruchsfilm «Rashomon» (1950) zu einem Synonym für eine Erzählweise aus verschiedenen Blickwinkeln. Und das Handlungsgerüst von «Die verborgene Festung» (1958) war eine von vielen Inspirationen, die Kurosawa-Fan George Lucas in seinen ersten «Star Wars» (1977) hineinpackte.

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Spike Lee liess sich von solchen Vergleichen nicht abschrecken. Auch nicht davon, dass sein letztes Remake eines asiatischen Thrillers («Oldboy», 2013) weitgehend durchgefallen ist. «Ich wollte Buchvorlage und Film respektieren», erklärt Lee. «Kurosawa gehört zu meinen liebsten Filmemachern.» Einer seiner grössten Schätze sei ein handsigniertes Porträt von ihm: «Während des Drehs habe ich es immer und immer wieder angeschaut.» 

Highest 2 Lowest

Apple TV+ | Thriller

Mit Denzel Washington, Ilfenesh Hadera, A$AP Rocky

USA 2025, ab 5. September 2025

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