Warum er sein Okay für die Dokusoap «The Family Stallone» gab, wird Sylvester Stallone (76) gleich zu Beginn gefragt. Antwort: «Ich war nun ein halbes Jahr für die Serie ‹Tulsa King› von meiner Familie getrennt.» Er schätze, dass er rund 60 Prozent seines Lebens auf Filmsets verbracht habe, statt seine Töchter aufwachsen zu sehen.
«Wäre es nicht toll», fährt er lachend weiter, «mit ihnen Zeit zu verbringen? Zeit, in der sie mir nicht entfliehen können, in der sie mit mir zusammen sein müssen?»
So weit, so gut. Die Episoden der Stallone-Nabelschau sind unterhaltsam geraten, wobei sich «Sly» immer wieder in Szene zu setzen weiss. Wenn er sich im Archivmaterial ans Heranwachsen seiner drei Töchter Sophia, Sistine und Scarlet erinnert oder in Erinnerungen an seine Gattin Jennifer Flavin (54) schwelgt, dann wird einem so richtig warm ums Herz.
Weniger schön, dass ausgerechnet zur Zeit des Dokusoap-Drehs Gerüchte über eine Fast-Scheidung von eben jener dritten Ehefrau die Runde machten. Doch davon ist hier nichts zu sehen und zu hören. Im Gegenteil: In der zweiten Folge plaudert Stallone mit seiner Tochter Sophia über die Trennung von ihrem Freund. Passend zum Drehort (ein Schiessstand), fackelt Papa nicht lange und erklärt Sophia mal kurz die Welt.
Jennifer Flavin sagt ihrerseits, dass ihre Ehe mit Sly funktioniere, «weil er immer nett und ausgeglichen war». Vorgespielt wird eine heile Familienwelt, die das interessierte Publikum in die Sphären der Schönen und Reichen entführen will – ähnlich wie die Kardashians.
Dies gelingt spätestens dann, als man Stallone mit seinem jüngeren Bruder Frank und «Rocky IV»-Co-Star Dolph Lundgren (65) vor einer Pizzeria abhängen sieht. Ganz zufällig schaut auch Al Pacino vorbei und lässt sich beim Wiedersehen auch noch filmen.
Wohl nicht viele Menschen können Pacino dazu bringen, in einer Reality-Show aufzutreten, aber Sly hat’s geschafft. Und kündigt auch gleich ein Filmprojekt an, das die zwei Senioren in Angriff nehmen wollen. So läuft das in Hollywood: Eine Hand wäscht die andere.
Abgesehen von der Tatsache, dass Stallone mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wollte, fragt man sich aber schon, warum der Altstar diese Show drehte. Es hätte ja auch die Möglichkeit bestanden, mehr Zeit mit Jennifer und den Töchtern zu verbringen, ohne dass die Kameras laufend dabei sind.
Entsprechend harmlos ist «The Family Stallone» geworden. Und doch gibt es immer wieder durchaus unterhaltsame Momente: Vor allem Sylvester Stallones Mut zur Selbstironie ist grandios.
Paramount+ | Dokusoap | 1. Staffel
Mit Sylvester Stallone, Jennifer Flavin
USA 2023, ab 14. Juli 2023