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Sky Rojo – Höchste Zeit, den Spiess umzudrehen

Mit dem spanischen «Sky Rojo» hat der Streaming-Riese einen knalligen Heim­kino-Hit gelandet, der nun in die zweite Runde geht.

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Sky Rojo
ZVG

Mit dem Drive von «Thelma & Louise», der Machart von Quentin Tarantino und dem Trash-Faktor von «Sucker Punch» hat Netflix die spanische Actionserie «Sky Rojo» lanciert und damit manche Zuschauerreaktion ausgelöst.

Die Spanne der Google-Ratings reicht von «In meinen Augen leider nicht empfehlenswert, habe mehr erwartet» bis hin zu «schräg, blutig, verrückt, anders, sehenswert».

Und genau deswegen hat sich die neue Serie von «Haus des Geldes»-Showrunner Álex Pina in vielen Ländern zum Hit gemausert. Klar, dass Netflix bereits im Juli die zweite Staffel nachschiebt.

Wie nur geht es mit Coral (Verónica Sánchez), Gina (Yany Prado) und Wendy (Lali Espósito) weiter? Die Prostituierten flüchten nach einem Kampf mit ihrem Zuhälter Romeo (Asier Etxeandia) aus dem Bordell, dem «Bräute-Club». Doch so einfach können die drei nicht entkommen, ein blutiges Kräftemessen nimmt seinen Anfang. Die erste Staffel endet – Vorsicht Spoiler! – gleich mit mehreren dramatischen Cliffhangern, die einige der Hauptfiguren das Leben kosten könnten.

So zeigt die letzte Szene eine Wendy mit blutender Schusswunde im Bauch. Die Handlanger-Brüder Moisés (Miguel Ángel Silvestre) und Christian (Enric Auquer) sind ebenfalls in Gefahr: Moisés wurde von Gina und Wendy lebendig begraben.

Dann ist da noch die allerletzte Szene: Nachdem Coral Romeo wiederbelebt hat, packt dieser die Frau an der Kehle und würgt sie.

Bei Redaktionsschluss dieser «Streaming»-Ausgabe war noch kein Vorab-Screener verfügbar – dennoch mutmassen Fanportale wie film.at schon jetzt, wie die Handlung weitergehen könnte.

So scheint eine Rettung von Moisés wahrscheinlich, da sein Bruder Christian bereits zum Tatort eilt. Auch Wendy dürfte von Tierarzt Alfredo (Luis Zahera) gerettet werden, der sich schon in der ersten Folge um Gina kümmerte.

Nachdem die drei Frauen dank glücklichen Fügungen auch brenzlige Situationen überstanden haben, scheint auch für Coral ein Happyend in Sicht. Der letzte Satz aus dem Off («Das Spiel hat gerade erst begonnen») klingt so, als würden alle Girls weiterhin zu sehen sein.

Für rote Köpfe sorgt nicht zuletzt die Tatsache, dass «Sky Rojo» nur so von Szenen mit roher Gewalt strotzt, die hauptsächlich Frauen zu spüren bekommen. So krümmt sich Gina an einer Stelle auf dem Autorücksitz vor Schmerzen: Sie blutet aus mehreren Stichwunden. Die Windschutzscheibe des Cabrios ist nach einer Kollision mit der Puffmutter zertrümmert – und Ginas eigenes Blut ist nicht das einzige, das an ihren Händen klebt.

Es ist diese moralische Grauzone, in der die Charaktere miteinander interagieren und trotz der Unmöglichkeit ihrer Situation zarte Bande der Freundschaft knüpfen.

Gemäss unima.de will die Kultserie die Geschichte weiblicher Selbstermächtigung erzählen. Und so tränken die drei gefallenen Engel die Strassen der spanischen Ferieninsel Teneriffa erneut mit dem Blut derjenigen, die sie ihrer Freiheit berauben wollen.

Nebst der wüsten Erzählform fasziniert «Sky Rojo» nicht zuletzt durch die grelle, aber auch unerhört plastische Zeichnung des (spanischen) Rotlichtmilieus. «Das ist mein Club», sagt Coral in Staffel 1. «Hier verbringen wir unsere Nächte auf einem Sofa aus rotem Kunstleder (spanisch: «escay» oder eben «Sky Rojo») und versuchen dabei so sexy auszusehen, dass ein paar widerliche Kerle mit uns Liebe machen.»

Und etwas später stellt sie die Frage nach dem Stellenwert der Frau: «Was sind wir? Sind wir Wolf oder Schaf? – Wolf natürlich. Wir sind natürlich Wölfe!»

Getreu dieser Antwort zeigt «Sky Rojo», wie sich die drei Freundinnen gemeinsam aufrappeln, um zu fliehen und zu erkennen, dass sie sich ihren Peinigern stellen müssen – nur schon um ihre Pässe aus dem Clubtresor zu entwenden und endlich wieder ein bürgerliches Leben führen zu können.

Das ist die hintersinnige Pointe: Für viele Unbedarfte ist das Sexbusiness ein widerlicher Sumpf aus Menschenhandel, Kriminalität, Drogen, Ausbeutung und Erniedrigung. Und ja: «Sky Rojo» bestätigt all diese Klischees und schlachtet sie immer wieder genüsslich aus.

Aber da ist noch das Wölfinnen-Rudel mit Coral, Gina und Wendy, das sich mit aller Kraft aus diesem Sumpf befreien will.

Sky Rojo

Einfach Meerjungfrau? Na ja, das mit der Jungfrau wird eher schwierig.

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Sky Rojo

Zuhälter Romeo (M.) mit seinen Handlangern Moisés (r.) und Christian.

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Sky Rojo

Taffe Girls: Gina, Wendy und Coral (v. l.) zeigen den Männern, wo es langgeht.

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Sky Rojo ★★★★☆

Netflix | Actionserie | 2. Staffel |  E 2021

Mit Verónica Sánchez, Yany Prado, Lali Espósito; Showrunner: Álex Pina & E. M. Lobato

Piff-paff-Puff-Action auf der Ferieninsel Teneriffa.

ab 23. Juli

Von Mohan Mani am 1. Juli 2021 - 01:01 Uhr