Kino – «Superman»

Wieder mal die Welt retten

James Gunn entsendet den neuen «Superman» in die Leichtigkeit – mit spleenig-poppigem Groove.

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Spielt den neuen Superman adrett und bodenständig: David Corenswetm (32).

Spielt den neuen Superman adrett und bodenständig: David Corenswet (32).

Warner Bros

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Es war ein kraftstrotzendes Statement: Bei seinem ersten Auftritt auf dem Cover «Action Comics 1» von 1938 stemmt er locker ein Auto in die Luft. Superman war geboren, der erste Superheld. Der Mann mit dem legendären S-Logo legte die Latte hoch, kann er doch als Einziger ohne Hilfsmittel fliegen. Seine Popularität war so immens, dass «Superman»-Comics im Zweiten Weltkrieg sogar als Grundproviant an US-Soldaten abgegeben wurden. Zusammen mit «Batman» wurde er zu den Goldeseln des Verlags DC Comics, der heute zu Warner Bros. gehört.

Auch im Kino setzte er Massstäbe (siehe unten): «Superman» (1978) mit Christopher Reeve war der erste grosse Superheldenfilm, mit bahnbrechenden Effekten. Es folgten drei Sequels, doch bald wurde der Mann aus Stahl von cooleren, zeitgeistigeren Helden überflügelt. Verglichen mit dem urbanen Grufti Batman und dem lifestyligen Häuser-Surfer Spider-Man war der aerodynamische American Boy zu proper, hatte zu wenig Ecken ab und Kanten, sprich: Traumata.

Ein Reboot mit dem romantischen «Superman Returns» scheiterte 2006, da allzu soft. Und ein zweiter von Zack Snyder 2013 war düster-selbstquälerisch. Nun versucht es Warner mit einem dritten Neustart.

Der gutmütige Clark Kent (David Corenswet) steht darin als Weltretter wieder mal unter Beschuss. Der neidische Geschäftsmann Lex Luthor (Nicholas Hoult) versucht ihm zu schaden, indem er ein Video veröffentlicht, auf dem Supermans kryptonische Eltern ihn dazu auffordern, die Erde zu beherrschen. Als er sich wehrt, wird er von Luthor in einem selbstkreierten Pocket-Universe gefangen gehalten. Supermans Geliebte, die Journalistin Lois Lane (Rachel Brosnahan), kann aber Mr. Terrific (Edi Gathegi) überzeugen, ihn da rauszuholen.

Das tönt ziemlich irre, was kein Wunder ist, denn Regisseur James Gunn (58) liess sich vom spleenig-poppigen Groove seiner «Guardians of the Galaxy»-Filme inspirieren, als er noch für Marvel arbeitete. So hat Superman einen hyperaktiven Hund namens Krypto, der an den Waschbär Rocket erinnert, und es gibt Kämpfe mit einem Kaiju-Monster.

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Das alles verleiht «Superman» (Budget: 225 Mio.) frischen Wind, ist konträr zum düster-ernsten Ton der letzten Filme. Die Vielfalt wirkt aber auch ausufernd, mit teils umständlichen Erklärungen, und entfernt die Story vom Kern. Es gibt keine augenzwinkernde Doppelidentität mit Clark Kent, seine Geliebte Lois weiss, wer er ist. Und die Bürde eines Helden, der ständig Leute retten muss, aber als Alien ein Aussenseiter ist, wird nur am Rande zum Thema.

James Gunn, der seit 2022 auch Chef der DC-Studios ist, hat Superman in die Leichtigkeit entsendet. Ob das bei den Fans gut ankommt, wird sich zeigen. Mutig ist es.

Superman

Comicverfilmung

Mit David Corenswet, Rachel Brosnahan, Nicolas Hoult

USA 2025, ab 10. Juli 2025 im Kino

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Der Trailer (englisch)

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Mann aus Stahl: Publikums-Hit seit fast 50 Jahren

«Superman» (1978): Der erste grosse Superheldenfilm mit einem properen Christopher Reeve; 3 Sequels (1980–87).
«Superman Returns» (2006): Relaunch mit Brandon Routh. Superman zeigt seine romantischen Seiten, es fehlt aber der Biss.
«Man of Steel» (2013): Reboot Nr. 2 mit Henry Cavill. Der S-Mann als gestresster, zweifelnder Weltretter; humorlos düster.
«Justice League» (2017): Die DC-Helden gemeinsam in einem Film wie bei den Avengers. Superman leidet unter Amnesie.
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«Superman» (1978): Der erste grosse Superheldenfilm mit einem properen Christopher Reeve; 3 Sequels (1980–87).

imago images/Everett Collection

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Antonio Gattoni

Antonio Gattoni

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