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Kino – «Sparta»

Tanz auf der Rasierklinge

«Sparta»: Ulrich Seidl präsentiert das Bruderstück zu seinem letztjährigen Film «Rimini».

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Ewald mit dem zierlichen Octavian (Octavian-Nicolae Cocis), seinem Lieblingsbuben.

Ewald mit dem zierlichen Octavian (Octavian-Nicolae Cocis), seinem Lieblingsbuben.

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Patrick Schneller

Letzten Oktober lief Ulrich Seidls «Rimini» über den abgehalfterten Schlagersänger Richie in den Kinos. Nun kommt das Begleitwerk «Sparta» um Richies Bruder Ewald. Bindeglied sind die Szenen mit dem dementen Vater (letzte Rolle von Hans-Michael Rehberg; 1938–2017), ansonsten stehen die Filme für sich alleine.

Ewald (Georg Friedrich) lebt in Rumänien. Er hat eine Freundin, doch eigentlich fühlt er sich zu Kindern hingezogen. Also verlässt er sie und fährt in die Provinz. Dort nistet er sich in einem verfallenen Schulhaus ein und schart als Judolehrer die 10- bis 14-jährigen Buben der verarmten Gegend um sich. Aus dem Schulgelände machen sie die Spielfestung «Sparta», die Jungs geniessen die Unbeschwertheit. Doch dann nimmt der Argwohn der Dörfler überhand.

Der 70-jährige Wiener Seidl ist für kontroverse Filme bekannt. Wahrscheinlich war das der Grund, dass Unkenrufe laut wurden, er habe beim Dreh das Kindeswohl der jungen Darsteller gefährdet. Diese Vorwürfe erwiesen sich als unwahr, denn tatsächlich hütet sich Seidl für einmal, gewisse Grenzen zu überschreiten.

«Sparta» ist sein vielleicht zurückhaltendster, ja sogar feinfühligster Film. Dass aber darob enttäuschte Kritiken Seidl Altersmilde vorwerfen, ist schlicht unangebracht. Wie immer schaut er schonungslos dorthin, wo’s wehtut. Der pädophile Ewald ist trotz ständigem Kampf mit sich selbst der einzige halbwegs empathische Erwachsene. Und die Buben verbringen mit ihm die glücklichste Zeit ihres sonst so kümmerlichen Daseins. 

Sparta

Drama

Mit Georg Friedrich, Octavian-Nicolae Cocis

A/D/F 2022, ab 7. September 2023 im Kino

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Von Patrick Schneller am 5. September 2023 - 17:10 Uhr