Eine Ballerina, die häufiger Berettapistolen als Ballettschuhe trägt, mehr ballert als Pirouetten dreht – das überrascht beim Spinoff zur «John Wick»-Reihe nicht gross. Die Ballerina war eine der Killerinnen, die John Wick (Keanu Reeves) im dritten Teil über den Weg laufen, nachdem ein Kopfgeld von 14 Mio. auf ihn ausgesetzt wurde. Die Nebenfigur erhält nun ihren eigenen Film, angesiedelt zwischen Teil 3 und 4. Ungeniert wird da die Overtop-Action kopiert, einfach mit einer Frau als Kampfmaschine.
Das Mädchen Eve träumt davon, Ballerina zu werden. Als ihr Vater von Gangstern getötet wird, nimmt sie der Continental-Manager Winston (Ian McShane) in Obhut. Dieser überstellt sie in die Geheimorganisation der Ruska Roma, wo sie unter Aufsicht der Direktorin (Anjelica Huston) zur Auftragskillerin gedrillt wird. Nach der Ausbildung hat Eve (Ana de Armas) nur ein Ziel: die Mörder ihres Vaters zu finden. Sie erfährt, dass hinter dem Mord eine Sekte steckt, deren Spuren über Prag in ein österreichisches Dorf und zu einem Kanzler (Gabriel Byrne) führen. Die Dorfleute empfangen sie wenig freundlich, dann taucht auch noch John Wick auf.
«Ballerina», gedreht vor allem in Prag, ist ein gar schmalbrüstiger Ableger der «John Wick»-Reihe. Hatte dort die Story meist auf einem Bierdeckel Platz, ist sie hier schemenhaft verkürzt. Die Einführung der Ballerina wird dabei reduziert auf das Rachemotiv, was der Figur emotional wenig Konturen verleiht. Und die seltsame Sekte, die aus einem ganzen Dorf eine Killerriege macht, bleibt höchst diffus.
Das Besondere von «John Wick 1–4» war die hyperstilisierte Nahkampfaction, ein endloser Totentanz mit allerlei Waffen, adrenalingeladen inszeniert von Stuntman Chad Stahelski (56). Die Action in «Ballerina» ist nicht mehr so elegant hypnotisch. Len Wiseman (52), vor allem bekannt für den fünfteiligen Vampir- gegen-Werwolf-Horror «Underworld» mit seiner Ex-Frau Kate Beckinsale, hat nicht ganz das gleiche Flair für die Choreographie.
Das realisierte auch Produzent Chad Stahelski, der einen dreimonatigen Nachdreh in Ungarn anordnete. Einzelne Actionszenen sind fulminant, etwa ein Handgranatenkampf in einem Waffenshop oder ein irrer Flammenwerfer-Fight. Das kubanische Bondgirl Ana de Armas (37, «Knives Out») schiesst und windet sich in Nahkampftechnik durch Heerscharen von Geg-nern. Ihr Einsatz vermag aber die Matrix-Leichtigkeit von Keanu Reeves (60) nicht zu ersetzen.
Actionfilm
Mit Ana de Armas, Keanu Reeves Gabriel Byrne
USA 2025, ab 5. Juni 2025 im Kino