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Kino – «Stella»

Opfer und Täterin

Paula Beer spielt in «Stella» eine Jüdin, die aus Angst vor den Nazis Verrat begeht.

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Stella (Paula Beer) versucht ihre Eltern vor der Einliefe­rung ins KZ zu bewahren.

Stella (Paula Beer) versucht ihre Eltern vor der Einlieferung ins KZ zu bewahren.

Mathias Bothor/DCM
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Antonio Gattoni

Manchmal ist der Schritt nur klein vom Opfer zur Täterin. Besonders wenn es um das eigene Überleben geht, sind die wenigsten stark genug, um auch unter hohem Druck standhaft zu bleiben.

Eine wahre Geschichte über eine Opfertäterin erzählt der deutsche Film «Stella». Berlin, 1940: In Europa tobt der Zweite Weltkrieg. Die blonde Stella (Paula Beer) ist eine begnadete Jazzsängerin und träumt von einer Karriere in den USA.

Doch die Zeiten sind hart. Juden wie Stella werden massiv diskriminiert, müssen den Gelben Stern tragen, werden auf der Strasse beschimpft und gedemütigt. Stella hat Glück, da sie arisch aussieht.

Aus Angst wollen viele Juden das Land verlassen, doch dazu brauchen sie Pässe. Als Stella den Passfälscher Rolf (Jannis Niewöhner) kennenlernt, arbeitet sie mit ihm zusammen und verkauft auf dem Schwarzmarkt die Pässe. Das geht gut, bis die Gestapo sie verhaftet und unter Folter dazu bringt, Juden zu verraten..

Der Film von Kilian Riedhof ist elegant inszeniert, besticht visuell durch satte Farben. Der Spezialist für Dokudramen («Der Fall Barschel», «Gladbeck») bezieht sich darin auf die wahre Geschichte der Jüdin Stella Goldschlag (1922–1994). Es ist ein düsteres Kapitel totalitärer Regime und organisierter Verfolgung.

Die Entwürdigung der Juden in Nazi-Deutschland ist in «Stella» noch konkreter und alltagsnäher dargestellt als im kürzlich angelaufenen  «Die Mittagsfrau», zum Beispiel in Szenen, wo Stella ohne Judenstern ausgeht und stets befürchtet, verhaftet zu werden.

Permanent spürbar ist die Ambivalenz der Hauptfigur, zwischen Opfer und Täterin. Stella wird von den Nazis misshandelt und gezwungen, andere Juden zu verraten. Mit der Drohung, dass ihre Eltern sonst nach Auschwitz deportiert würden. Gleichzeitig geniesst sie aber auch die Macht und den Luxus, den sie durch den Verrat erhält.

Die echte Stella Goldschlag kam nach Kriegsende zehn Jahre in Lagerhaft, konvertierte danach zum Christentum und war als Antisemitin bekannt, bis sie 1994 Suizid beging. Als Figur tauchte sie auch in Steven Soderberghs «The Good German» (2006) auf, gespielt von Cate Blanchett. Im neuen Drama ist es Paula Beer (28; «Roter Himmel»), die der umstrittenen Stella eine ungeheure Präsenz verleiht: faszinierend und abstossend zugleich.

Stella

Drama

Darsteller: Paula Beer, Jannis Niewöhner, Bekim Latifi

D 2023, ab 1. Februar 2024 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 31. Januar 2024 - 08:51 Uhr