Kino – «Air»: Ich liege dir zu Füssen, Michael

Ein Schuh ist nur ein Schuh, bis jemand Besonderes ihn trägt. Das war die Philosophie des Air Jordan, jener famosen Sneaker-Linie, die Nike 1984 mit Basketballstar Michael Jordan (60) lancierte. In den Schuhen einer Legende zu laufen, verheisst selber Grösse, so das Motto.

Der Air Jordan ist bis heute ein Verkaufsschlager. 2022 spülte er Nike 5,1 Mrd. Dollar in die Kasse. Wie die Verpflichtung von Michael Jordan zustande kam, erzählt nun Ben Affleck im unterhaltsamen Film «Air».

Wir befinden uns Mitte der 80er-Jahre. Nike ist zwar beliebt für Joggingschuhe, bei den hippen Basketball-Sneakers rangiert die US-Firma aber weit hinter Converse und der deutschen Adidas.

Der versierte Verkaufsmanager Sonny Vaccaro (Matt Damon) bekommt den Auftrag, für Nike einen Basketballstar zu verpflichten, der das sinkende Schuhgeschäft wieder ankurbeln soll. Sonny, ein begeisterter Basketballfan, möchte unbedingt den 21-jährigen Jungstar Michael Jordan verpflichten.

Der Spieler der Chicago Bulls zieht aber die bei Rappern beliebten Adidas vor. Hinzu kommt, dass Jordan 250 000 Dollar verlangt, was für Nike-CEO Phil Knight (Ben Affleck) an die Schmerzgrenze geht. Vaccaro lässt aber nicht locker, besucht Jordans Mutter Deloris in North Carolina und bietet einen exklusiven Schuh mit dem Namen Air Jordan an.

Sportfilme sind oft langweilig, ausser sie werfen einen Blick hinter die Kulissen. Wie im Sportagentenfilm «Jerry Maguire» (1996) mit Tom Cruise geht es hier um die Vermarktung eines Sportlers. Die Personalisierung eines Produkts in dieser Dimension war damals einzigartig, und auch dass Jordan 5 Prozent von jedem verkauften Schuh mit seinem Namen erhielt, sollte zukunftsweisend sein. Jordan kommt im Film kaum vor, ist nur in Clips zu sehen, den Deal fädeln andere ein.

Süffig zeigt «Air» die Tricks und Überredungskünste Vaccaros, auch beim spleenigen Nike-CEO Phil Knight, bei Jordans Mutter oder seinem Agenten. Es ist eine Paraderolle für Damon, der mit Bäuchlein und seiner nervösen, schlabberigen Beharrlichkeit alle für sich einnimmt.

Für die langjährigen Freunde Matt Damon (52) und Ben Affleck (50) war «Air» der vierte gemeinsame Film, nach «Good Will Hunting», «Dogma», «The Last Duel». Diese Dynamik ist im Film spürbar. Und Basketballlegende Michael Jordan, sechsfacher NBA-Gewinner, lebt heute gut von seinen vergoldeten Füsschen.