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«Springsteen: Deliver Me from Nowhere» schaut in die Seele des Rockstars rund um die Entstehung des Albums «Nebraska»

Marco Spiess
Die Menge ist elektrisiert: Jeremy Allen White als Bruce The Boss Springsteen.
20th Century StudiosWerbung
Bei Musik-Biographien in die Beliebigkeits-Falle zu tappen, ist schnell passiert: Schwierige Kindheit, erster Kontakt mit der Musik, der Durchbruch, der grosse Erfolg, potenzieller Absturz in die Sucht. Und alles untermalt mit den grössten Hits. Dieses Muster kommt gut an, selbst wenn es glattpoliert ist – «Bohemian Rhapsody» (2018) lässt grüssen. Seltener wagen es Filme, die bekannte Blaupause wegzulegen: etwa indem die Lebensgeschichte als Musical erzählt wird wie in «Rocketman» (2019) oder indem man volle Pulle Richtung Symbolik geht wie «Better Man» (2024), der an den Kinokassen leider gnadenlos durchfiel.
Eine der ersten Fragen bei «Springsteen: Deliver Me from Nowhere» ist also: In welche Kategorie gehört er? Gar nicht so leicht zu beantworten, denn Regisseur Scott Cooper widmet sich angenehmerweise nur einer spezifischen Epoche im Schaffen seines Stars. Daher kann er nicht einfach ein Medley von Springsteens Leben und Liedern durchexerzieren. Erzählerisch bleibt er trotzdem eher konventionell. So sehen wir in Schwarz-Weiss-Bildern, wie Klein Bruce unter der gewaltsamen Fuchtel seines Vaters (Stephen Graham) steht.
Anfang der 1980er-Jahre hat er als Erwachsener – nun gespielt von «The Bear»-Star Jeremy Allen White – bereits Erfolg, leidet aber noch immer an traumatischen Erinnerungen und einer schleichenden Depression. Im Schlafzimmer seines Hauses in New Jersey versucht er all dies per Vierspurtonbandgerät in kraftvolle Songs zu giessen. Es entsteht eine Kassette mit bisweilen düsteren Songs, die er in die Obhut seines Freundes und Managers Jon Landau (Jeremy Strong) gibt. Und woraus später sein Album «Nebraska» werden soll.
Regisseur Cooper, der seine Karriere 2009 mit dem oscargekrönten Country-Porträt «Crazy Heart» begann, ist ein Spezialist für finstere Stoffe wie «Auge um Auge» oder «Feinde – Hostiles». Das nutzt er hier für eine Seelenschau des geplagten Künstlers; und dass er es «ohne Lärm» tut, wie The Boss sagen würde, ist dem Film hoch anzurechnen. Der Nachteil: «Springsteen: Deliver Me from Nowhere» hat gerade deshalb etwas wenig Fleisch am Knochen. Oft sehen wir Bruce, den Jeremy Allen White mit Inbrunst verkörpert und dessen Lieder er kraftvoll singt, beim Nachdenken und Komponieren. Eine Geschichte entwickelt sich so nur zaghaft – und auch das Ende ist eher ein Abdriften ins Off.
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Lohnt sich das für Springsteen-Fans? Auf jeden Fall! Denn man fühlt sich dem Star nah und hört manche seiner Stücke wie «Born to Run» oder «I’m on Fire». Auch sein Gassenhauer «Born in the USA» kommt zum Zug, da er ihn ursprünglich für «Nebraska» eingespielte hat. Und reine Filmfans? Dank vifem Ensemble, gelungener 80er-Atmosphäre und einem auf die Hauptfigur gerichteten Fokus gehen auch sie nicht leer aus
Biographie
Mit Jeremy Allen White, Jeremy Strong, Odessa Young
USA 2025, ab 23. Oktober 2025 im Kino
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Der Trailer
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