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Marc Forster über seinen neuen Film «White Bird», Antisemitismus, die Zukunft von 007, wieso er sein Haus verkaufen will und seinen Spitznamen.
Der erfolgreichste Regisseur der Schweiz: Marc Forster (55)..
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Kaum ein anderer Schweizer Regisseur ist international so erfolgreich wie der Davoser Marc Forster (55). Er dirigierte Johnny Depp als Peter-Pan-Erfinder in «Finding Neverland», führte Halle Berry zum Oscar («Monster’s Ball») und drehte den 22. Bondfilm «Ein Quantum Trost». Sein neuster Film «White Bird» erzählt von einer Jüdin, die sich im besetzten Frankreich versteckt, von Zivilcourage und Liebe in finsteren Zeiten.
Marc Forster Als wir «White Bird» drehten, war der Krieg im Nahen Osten noch nicht ausgebrochen. Antisemitismus war aber damals schon ein Thema. Ich wollte eine optimistische Geschichte über Menschlichkeit erzählen – wie wir besser zusammenleben könnten. Dank der Liebesgeschichte im Film ist der Holocaust auch für ein jüngeres Publikum besser zugänglich.
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Ja, teils sind diese Protestierenden aber nicht Studenten, sondern bezahlt von diversen Organisationen.
Ich hätte ursprünglich bei «Wunder» Regie führen sollen, einem anderen Buch dieser Autorin, sagte aber ab. Der Film kam 2017 mit Julia Roberts ins Kino. Die Produzenten haben mir dann das Drehbuch zu «White Bird» zugeschickt, und es hat mich gleich gepackt.
Es war verrückt, das Casting fand wegen Corona ja über Zoom statt. Zum Glück haben sich die beiden auch am Drehort in der Tschechei gut verstanden. Es brauchte bei den Jungen schon mehr Anweisungen als bei einem Vollprofi wie Helen Mirren. Sie könnte das Telefonbuch vorlesen, und es wäre spannend.
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Tom Hanks. Er hat mich mit seiner stoischen Präsenz beeindruckt. Wir schauen immer wieder gemeinsam nach Drehbüchern für einen weiteren Film.
Ich finde ihn super, aber ich glaube nicht, dass das schon definitiv ist.
Ich hoffe es, denn ich liebe Bond. Und man kann die Figur ja auch an die heutige Zeit anpassen. Er sollte aber schon dem Womanizer-Charakter treu bleiben, wie ihn Ian Fleming beschrieben hat.
Auf jeden Fall! Es war für mich eine sehr positive Erfahrung – mal abgesehen davon, dass wir kein fertiges Drehbuch hatten. Im Rückblick bin ich zufrieden: Von den Craig-Bonds ist es nicht der schlechteste – und auch nicht der beste (lacht).
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Ja, aber ich bin viel unterwegs und habe deshalb vor, mein Haus in Santa Monica zu verkaufen. Ein Haus bedeutet viel Arbeit, und ich ziehe es vor, mit leichtem Gepäck zu leben, mit weniger Besitz. Dazu lebt meine 15-jährige Tochter in der Schweiz. Ich möchte mich die nächsten Jahre jedenfalls mehr auf das Filmemachen fokussieren und noch mehr Geschichten erzählen.
Bis jetzt gab es einfach noch kein geeignetes Drehbuch.
Ja, daheim in Davos, da wird unsere Familie Snuffies genannt. Meine Mutter ist der Ober-Snuffie. Woher das kommt, weiss ich nicht – vielleicht weil wir Hunde hatten.
«White Bird»
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«Warum hassen uns die Leute?», fragt Sara (Ariella Glaser) ihren Vater. Sara ist Jüdin und lebt mit ihren Eltern in Aubervilliers-aux-Bois. Als die Nazis Frankreich besetzen und jüdische Bürger deportieren, kann sie ihr gehbehinderter Mitschüler Julien (Orlando Schwerdt), den sie bisher kaum beachtet hat, vor dem Abtransport retten. Er versteckt sie bei seinen Eltern in der Scheune. Die zwei freunden sich an und entschlüpfen in eine Phantasiewelt. Sara muss aber jederzeit befürchten, dass sie von Kollaborateuren entdeckt wird.
«White Bird» basiert auf dem Jugendbuch von Raquel J. Palacio. Der Davoser Marc Forster hat die Geschichte, eine Art Anne Frank auf Französisch, auf bewegende Weise adaptiert. Als Klammer zu heute dient eine Rückblende der alten Sara (Helen Mirren). Mit grandioser Kamera und präzisem Rhythmus erzählt Forster von Antisemitismus, aber auch, wie das Gute in finsteren Zeiten überlebt. Szenen wie jene, wo die Teenies im Auto auf eine imaginäre Parisreise gehen, sind magisch. Diese intensive Beziehung fesselt auch dank den Schauspielern. Forster trägt teils etwas dick auf, kommt aber mit seiner humanen Botschaft zur rechten Zeit.
Drama, USA 2024, ab 8. Mai 2024
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