Es ist eine der ältesten und raffiniertesten Rachegeschichten: «Der Graf von Monte Christo» von Alexandre Dumas dem Älteren, ab 1844 in einer Zeitschrift als Fortsetzungsroman publiziert. Mehrfach wurde er verfilmt, vom Stummfilm (1908) über das französische Epos (1954) mit Jean Marais bis hin zur US-Version (2002) mit Jim Caviezel. Nun kommt eine neue Adaption ins Kino. Die Franzosen Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière haben den dicken Schinken zwar nicht modernisiert, aber neu gewichtet. So haben sie die Zeit im Kerker abgekürzt und den Racheteil ausgebaut. Eine riskante Änderung: Die Passage mit dem Tunnelgraben und dem Kampf gegen das Aufgeben war ein Kernstück des Romans.
Der Film beginnt mit Seemann Edmond Dantès (Pierre Niney), der 1815 in den Hafen von Marseille zurückkehrt. Weil er – gegen den Willen des Kapitäns – eine junge Frau aus dem Meer rettet, wird er zum neuen Kapitän befördert. Auch privat winkt ihm das Glück: Er plant, seine Jugendliebe Mercedes (Anaïs Demoustier) zu heiraten. Als Trauzeuge waltet sein bester Freund Fernand (Bastien Bouillon). Doch ausgerechnet am Hochzeitstag wird Edmond verhaftet: Er soll einen Brief an den verbannten Napoleon transportiert haben. Edmond beteuert seine Unschuld, wird aber vom Staatsanwalt zu Kerkerhaft auf Château d’If verdonnert.
Nach vier Jahren trifft er, völlig verwahrlost, auf Pater Farin, der sich aus seiner Zelle zu ihm durchgegraben hat. Durch ihn erfährt er von einem Tempelritterschatz auf der Insel Monte Christo. Als Farin stirbt, schlüpft er in sein Leichentuch und lässt sich ins Meer werfen. Edmond findet den Schatz, ist bald ein reicher Mann und nennt sich Graf von Monte Christo. Sein ganzes Streben gilt nun der Rache – erst recht, als ihm klar wird, dass ihn sein Freund verraten hat und nun mit Mercedes zusammen ist.
Delaporte und de la Patellière haben als Autoren bereits «Die drei Musketiere» (2023) neu adaptiert, ebenfalls von Alexandre Dumas. Diesmal führten sie auch Regie. Ihre schwungvolle Umsetzung (Budget: 43 Mio.) bereitet Spass. Wie sie die Wandlung von Dantès vom ehr-geizigen, jungen Mann zum verbitterten, reichen Grafen zeichnen, ist fesselnd. Und der raffinierte Racheplan lässt einen über Selbstjustiz und Gerechtigkeit sinnieren, wenn kein Recht und Gesetz die Unschuldigen schützt.
Das ist hier besonders vertrackt, da den Kindern der Beteiligten eine grosse Bedeutung zukommt. Kurz: Ein charmanter Abenteuerfilm, der aus der Zeit gefallen scheint – und gerade deshalb gefällt.
Abenteuerf ilm
D: Pierre Niney, Bastien Bouillon, Anaïs Demoustier
F 2024, ab 23. Januar 2025 im Kino