Kino – «Franz K.»

Ein Leben wie im Folterapparat

«Franz K.» beleuchtet Franz Kafkas Leben, aber auch den Hype um ihn.

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Sein Vater will, dass er Fleisch isst, doch Kafka (Idan Weiss) mag es lieber vegetarisch.

Sein Vater will, dass er Fleisch isst, doch Kafka (Idan Weiss) mag es lieber vegetarisch.

Frenetic Films

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Vom Mann, der sich in einen fetten Käfer verwandelt, bis zum Schloss, das man nie erreicht: Franz Kafka (1883–1924) ist ein Autor, der einen bei der Lektüre nicht mehr loslässt. Seine Fähigkeit, aus scheinbar harmlosen Sätzen ins Absurde zu gleiten, lässt ihn erstaunlich modern erscheinen. Zum 100. Todestag letztes Jahr wurde der Prager Autor gebührend gefeiert – etwa in der 6-teiligen TV-Serie «Kafka» mit dem Zürcher Joel Basman. Oder im deutschen Drama «Die Herrlichkeit des Lebens» über seine Romanze mit der Polin Dora Diamant kurz vor seinem Tod. 

Diesem Film fehlte allerdings das Kafkaeske. Nur Biographisches darzustellen, wird einem Autor, der in surreale (Alb-)Traumwelten abtauchte, nicht gerecht. Die Polin Agnieszka Holland wählte für «Franz K.» nun einen anderen Ansatz. Sie verknüpft klassische Lebensstationen mit Horrorvisionen aus Kafkas Werk und einer ironischen Kritik am Kafkakult im heutigen Prag. 

Franz (Idan Weiss) wächst in einer jüdischen Familie auf. Sensibel und schmächtig, fühlt er sich vom despotischen Vater (Peter Kurth), einem Galanteriewarenhändler, abgelehnt. Seine literarischen Texte tut dieser als nutzlos ab. Doch Franz gibt nicht auf, arbeitet tagsüber als Versicherungsbeamter und schreibt nachts weiter. Unterstützt wird er von seinem lebenslustigen Freund Max Brod, der den schüchternen Mann mit Frauen verbandelt. So lernt Kafka Felice Bauer kennen, mit der er sich verlobt und nach Berlin zieht. Doch im festen Glauben, allein sein zu müssen, um schreiben zu können, löst er die Verlobung auf. 

Während Kafka literarisch Anerkennung findet, wird er krank und stirbt mit vierzig an Tuberkulose. «Franz K.» tangiert sprunghaft wichtige Lebensabschnitte, beleuchtet die schwierige Beziehung zum strengen Vater, bricht aber oft die klassische Biographie auf. Wahnhafte Einschübe verweisen auf Kafkas Erzählung «In der Strafkolonie» (1919) mit ihrem grotesken Folterapparat.

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Zwischenschnitte in die Gegenwart zeigen den überdrehten Kafkakult in Prag: Touristen pilgern ins – existierende – Kafka-Museum oder essen – fiktiv – einen Kafkaburger (er war bekanntlich Vegetarier). So entsteht ein vielseitiger Film, fragmentarisch wie sein Werk, aber fasziniert vom Mythos, der so unfassbar bleibt wie die Kafkabüste aus 42 Stahlplatten im Zentrum Prags, die jede Stunde ihre Form verändert.

Franz K.

Biographie

Mit Idan Weiss, Peter Kurth, Carol Schuler

D/CZE 2025, ab 6. November 2025 im Kino

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Der Trailer

Über die Autoren
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Antonio Gattoni

Antonio Gattoni

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