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Kino – «Renfield»

Das Opfer zeigt Zähne

Nach fast 100 Jahren hat «Renfield» die Schnauze voll von seinem finsteren Meister Graf Dracula.

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Renfield stellt fest, dass ein bunter Pulli nicht reicht, um sich von Dracula zu lösen.

Renfield (r.) stellt fest, dass ein bunter Pulli nicht reicht, um sich von Dracula zu lösen.

Universal Studios
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Patrick Schneller

Der Ire Bram Stoker schuf zwar nicht den allerersten Vampir in der Literatur, aber zweifellos den berühmtesten. Seit der Veröffentlichung des Romans «Dracula» 1897 wurde der Graf allein filmisch hunderte Male dargestellt und ist so die meistporträtierte literarische Figur. Weitere unverkennbare Charaktere sind Vampirjäger Van Helsing sowie die romantischen Helden Jonathan Harker und Mina Murray. Dann ist da noch ein gewisser R. M. Renfield: In der Vorlage sitzt der derangierte Diener Draculas in der Psychiatrie und frisst Insekten.

Im ersten «Dracula»-Film von 1931 indes reist er zu Beginn nach Transsilvanien, wo Dracula ihn zum Sklaven macht und mit ihm auf dem Schiff nach England gelangt. Spätere Adaptionen reduzieren Renfield wieder zum Klapsen-Psycho oder lassen ihn ganz weg, etwa 1958 der legendäre «Dracula» der Hammer-Studios.

Höchste Zeit also, den Verschupften ins Zentrum zu rücken. Zunächst einmal erhält Renfield (Nicholas Hoult) zwei richtige Vornamen: Robert Montague. Nach über 90 Jahren in Diensten Draculas (Nicolas Cage) hat er genug und besucht eine Selbsthilfegruppe für Opfer toxischer Beziehungen. Doch natürlich lässt ihn der Graf nicht einfach so ziehen. Zum Glück lernt Renfield die resolute Polizistin Rebecca (Awkwafina) kennen, die sich mit dem mächtigsten Verbrecher-Clan von New Orleans angelegt hat.

Chris McKay (Regie) und Ryan Ridley (Drehbuch) liefern einen höchst spritzigen Mix aus blutigem Horror, spektakulärer Action und therapeutischer Komödie, wo Renfield endlich die Zuneigung erhält, die ihm bisher verwehrt blieb. Zugleich präsentieren sie einen aussergewöhnlich denkwürdigen Dracula, und das nicht nur vom Erscheinungsbild her: Nicolas Cage verkörpert den Grafen mit süffisanter Dekadenz und untermauert seinen Status als Genre-Ikone, den er sich in Krachern wie «Mandy» und «Die Farbe aus dem All» erarbeitet hat.

Dennoch stiehlt Cage dem eigentlichen Star nicht ganz die Show. Nicholas Hoult verleiht der Titelfigur die ideale Balance zwischen Jammerlappen und Superheld. Schliesslich funktioniert «Renfield» sogar wunderbar als Fortsetzung des Klassikers von 1931 – auch dank dem unbedingt sehenswerten Abspann.

Und alle, die meinen, dass es an der Zeit sei, Draculas Überfahrt genauer unter die Lupe zu nehmen, dürfen sich auf den 17. August freuen: Da startet «The Last Voyage of the Demeter» in den Kinos.

Renfield

Horrorkomödie

Mit Nicholas Hoult, Awkwaf ina, Nicolas Cage

USA 2023, ab 25. Mai im Kino

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Von Patrick Schneller am 30. Mai 2023 - 14:40 Uhr