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Kino – «The Legend of the Ochi»

Bring das Ochi heim

In «The Legend of the Ochi» findet ein Mädchen ein mysteriöses Waldbaby. Familienfilm über den Umgang mit dem Fremden.

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Yuri (Helena Zengel) versteht die Pfeif-Sprache des Ochi-Babys.

Yuri (Helena Zengel) versteht die Pfeif-Sprache des Ochi-Babys.

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Antonio Gattoni

Was käme wohl dabei heraus, wenn man Spielbergs grossköpfiges Alien E. T. mit dem Jedi-Guru Yoda paaren würde? Falls man die beiden geschlechtsneutralen Figuren zusammenbringen könnte, entstünde daraus vielleicht ein Ochi. So heissen die pelzigen, affenähnlichen Wesen, die in den Wäldern der Karpaten leben. Zumindest im Fantasyfilm «The Legend of Ochi».

Dort lebt auch die Jugendliche Yuri (Helena Zengel) mit ihrem Vater Maxim (Willem Dafoe) auf einem abgelegenen Bauernhof. Seit sie klein war, erzählt ihr Maxim Schauergeschichten über die Ochis: dass sie Menschen angreifen und zerfleischen. Zur Abschreckung geht Maxim oft nachts mit ein paar Jugendlichen auf Ochi-Jagd, allerdings ohne dabei je ein Exemplar zu erwischen.

Eines Tages findet Yuri in einer Falle ein verletztes Ochi-Baby und versteckt es bei sich zuhause. Das Kleine faucht zuerst misstrauisch, lässt sich von Yuri aber das Bein verbinden. Schon bald wird ihr klar, dass die Ochis sensibel und keineswegs Monster sind. Aus Angst, ihr Vater könnte das Baby entdecken, zieht sie los, um das verlorene Kind seiner Mutter zurückzubringen.

«The Legend of Ochi» ist der erste Familienfilm von A24. Das 2012 in New York gegründete Studio ist spezialisiert auf eigenwillige Indie-Filme. Es sorgte etwa mit dem Sci-Fi-Oscargewinner «Everything, Everywhere All at Once» (2022) mit Michelle Yeoh als Multiverse-Gängerin oder dem Kammerspielhorror «Der Leuchtturm» für Aufsehen.

Das Spielfilmdebüt von Musikvideoregisseur Isaiah Saxon (Björk-Clips) ist eine verschrobene Hommage an «E. T.» (1982) und das süsse Baby Yoda der Disney+-Serie «The Mandalorian». Der Film erzählt von fremden Wesen, die als Feinde gesehen werden, und wie wir mit uns Unbekanntem umgehen. Yuri muss denn auch lernen, das Pfeifen des Ochi als Sprache zu entziffern.

Die Naturaufnahmen sind prächtig, fast mystisch angehaucht. Einzelne Details der Story sind aber derart grotesk, dass man sie kaum ernst nehmen kann. So zieht Vater Maxim, gespielt vom unverwüstlichen Willem Dafoe, eine Rüstung an und zieht mit Schwert und Axt gegen die Ochis los. Und obwohl Yuri abgelegen wohnt, ist da plötzlich ein Supermarkt in der Nähe.

Überhaupt scheint sich Regisseur Isaiah Saxon nicht gross um die Einheit von Zeit und Ort zu kümmern. Er hat auch keine Mühe, den Niedlichkeitsfaktor des Ochi-Babys voll auszureizen. Dabei setzt er weniger auf CGI als auf bewegte animatronische Puppen wie bei Spielberg, kreiert vom englischen John Nolan Studio («Harry Potter»-Filme). Allein das Ochi-Baby wurde von sieben Spielern gesteuert.

Dieses «Handgemachte» hat nostalgischen Charme und berührt. Auch die Deutsche Helena Zangel (16), die in «Systemsprenger» als schreiende Göre begeisterte, überzeugt als Babysitterin. Ob der schrullige Erzählstil ein grosses Publikum anzusprechen vermag, wird sich zeigen.

The Legend of the Ochi

Fantasy

Mit Helena Zengel, Willem Dafoe, Emily Watson

USA 2025, ab 1. Mai 2025 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 1. Mai 2025 - 13:36 Uhr