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Kino – «Thanksgiving»

Blutiges Erntedankfest

Eli Roth («Hostel») hievt mit «Thanksgiving» einen im Genre bisher eher vernachlässigten Feiertag aufs Schlitzerfilm-Parkett.

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Wer ist der Schlitzer hinter der Maske des Gründervaters?

Wer ist der Schlitzer hinter der Maske des Gründervaters?

Sony Pictures
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Patrick Schneller

Als 2007 die Exploitation-Hommage «Grindhouse» von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez erschien, waren Genre-Fans Feuer und Flamme für die Trailer zu nicht existierenden Schockern, die vor den beiden Hauptsegmenten liefen. Aus «Machete» machte Rodriguez selbst bereits 2010 einen Spielfilm. Ein Jahr später folgte Jason Eiseners «Hobo with a Shotgun» mit dem holländischen Kultstar Rutger Hauer in seiner letzten grossen Titelrolle.
 
Auch «Don’t» von Edgar Wright und Rob Zombies «Werewolf Women of the SS» hätten viele Fans gerne in abendfüllenden Versionen gesehen – aber am meisten pochten sie auf Eli Roths «Thanksgiving», eine 140-sekündige Hommage an den Schlitzerfilm der 80er-Jahre. Nun, gut 15 Jahre später, hat Roth ihnen diesen Wunsch erfüllt.

Neben dem Nationalfeiertag am 4. Juli ist der vierte Donnerstag im November wohl der amerikanischste aller Feiertage. Zum ersten Mal wurde Thanksgiving Historikern zufolge Ende September 1621 gefeiert, und zwar in Plymouth, Massachusetts. Dort spielt Roths Film passenderweise auch.

In Plymouth kommt es an Thanksgiving zur Katastrophe: Der «RightMarket» öffnet die Pforten für den Black-Friday-Ausverkauf erstmals schon tags zuvor um 18 Uhr. Es kommt zum Massenkrawall, der Tote und Verletzte fordert. Ein Jahr später beginnt jemand hinter der Maske des Gründervaters John Carver, die Verantwortlichen zu metzeln. Mittendrin: die Highschool-Clique um Jessica (Nell Verlaque) und die Polizei um Sheriff Newlon (Patrick Dempsey).

Erwartungsgemäss zollt Roth allen möglichen Schlitzerfilmen Tribut, von den bekanntesten Beispielen wie «Halloween» (1978) über Insider-Kult wie «Die Forke des Todes» (1981) bis hin zu obskureren Angelegenheiten wie «Killerspiele» (1984). Dramaturgisch orientiert er sich derweil eher bei den neueren Exponenten «Scream» & Co. – nicht zuletzt, da die Handlung in der Gegenwart spielt. Natürlich huldigt er auch dem Giallo, dem italienischen Vorbild des Slashers, besonders in der Verfolgungsszene in einem Schulzimmer voller Perückenköpfe.

Doch bei allem Zitieren setzt Roth dem Genre seinen eigenen Stempel auf: Er spielt mit den Konventionen, baut seine eigene Killer-Legende auf und inszeniert blutige Mord-Tableaux, als deren Höhepunkt selbstverständlich statt einem Truthahn das unglücklichste aller Opfer auf dem makabren Gabentisch landet.

Gerade im Vergleich zum schwedischen «Halloween Park», der Ende Oktober in den Kinos lief, zeigt «Thanksgiving» auch einmal mehr, wie essenziell die Dramaturgie für den Schlitzerfilm ist. Das Grundgerüst beider Filme ist identisch: Vor einem Jahr kam es zur Tragödie, nun räumt ein Psychopath mit deren Urhebern auf. Dennoch sind sie auf positive Weise innerhalb des Genres grundverschieden, da sie den Inhalt ganz anders und charakteristisch ausschmücken.

Thanksgiving ★★★☆☆

Horrorfilm

Regie: Eli Roth. Drehbuch: Jeff Rendell. Mit Nell Verlaque, Patrick Dempsey, Addison Rae

USA 2023, ab 16. November 2023 im Kino

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Von Patrick Schneller am 15. November 2023 - 15:00 Uhr