«Leidenschaft fürs Fernsehen. Darum geht's»

Gion Stecher ist Chefredaktor der TV-Zeitschriften TELE, TV-Star, TVvier und TV Land & Lüt bei der Ringier Magazine AG. Seit über 20 Jahren beschäftigt er sich täglich mit der Fernsehlandschaft und dem TV-Programm und kennt diese wie kein Zweiter. Für uns Grund genug, ihn zu einem kurzen Interview zu bitten. Die Antworten dürften auch Sie überraschen.

 

Gion Stecher

Gion Stecher, Chefredaktor TELE

 
Ringier Magazine AG

Gion, seit 2003 ist das TV-Programm dein Dreh- und Angelpunkt. Was waren in den letzten 20 Jahren die herausforderndsten Veränderungen und wo wird sich das Fernsehen hin entwickeln?

Nun, eine Programmzeitschrift muss sich stets den Präferenzen des Publikums anpassen. Vor 20 Jahren sah die Fernsehlandschaft noch ein wenig anders aus. Speziell private Sender wie RTL oder Pro7 standen in der Blüte ihres Lebens, während öffentlich-rechtliche Sender wie SRF, ARD und ZDF eher als verstaubt galten. Deshalb gaben wir damals diesen Sendern verstärkte Aufmerksamkeit – auch 3+ und weiteren Schweizer Privatstationen. Doch nichts hält bekanntlich für ewig. Heute sind die Verlierer von gestern auf dem Vormarsch. Allen voran: das ZDF, das u. a. mit ZDFneo und ZDFinfo innovatives Fernsehen bietet. Und natürlich die Streaming-Dienste wie Netflix, Sky, Disney+ und Co. Deshalb ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, spannendes, lineares Fernsehen mit Streaming-TV in einem Heft zu vereinen. Klassisches TV ist nicht altmodisch. Nur Inhalte können altmodisch sein. Kurz: Es ist ein spannender Konkurrenzkampf zwischen etablierten Sendern und Streaming-Plattformen um die besten Inhalte. Cool.


Du hast doch bestimmt schon viele bekannte Persönlichkeiten getroffen - wer hat dich am meisten überrascht oder beeindruckt?

Die Promis, die offen und ehrlich mutige Aussagen machten, sich nicht von Pressestellen beeinflussen liessen. Wie etwa Udo Jürgens, der stets eine gesellschaftlich-politische Botschaft hatte. Auch Roger Schawinski nahm nie ein Blatt vor den Mund. Aber am meisten haben mich die Menschen beeindruckt, die kein VIP-Status genossen. Etwa die Teilnehmer der Doku-Soap «Üsi Badi» auf SRF 1. Ein faszinierendes Projekt mit Menschen mit einem geistigen Handicap. Ich durfte sie damals in der arwo Stiftung in Wettingen besuchen. Es war wohl das emotionalste, berührendste Gespräch meiner Laufbahn. So viel Energie, so viel Leben! So viel Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe
 

Wie viel Fernsehen schaust du eigentlich selbst und was schaust du am liebsten?

Zugegeben: Ich bin ein Info-Freak. Ich schaue Nachrichtensender, sehe die News von «ZDF Heute», die «SRF-Tagesschau», das «ZDF-Heute-Journal», die «ARD-Tagesthemen». Und bei der Unterhaltung picke ich mir die Perlen raus, die das lineare und gestreamte Fernsehen bieten. Von der freakigen RTL-Dschungel-Show bis zur Arte-Doku. Ich bin da nicht ideologisch eingegrenzt. Ach ja: «Mayday-Alarm im Cockpit» ist auch so eine Sucht. Vielleicht liegt es daran, dass ich ziemliche Flugangst habe.


Hast du Pläne für die Zukunft? Wird sich TELE/TV-Star verändern? Womit dürfen die Leser zukünftig rechnen?

Ich hoffe mit Qualität. Meine Programmredaktion sichtet jeden Tag unzählige Filme und Serien, verfasst dann die TV-Tipps des Tages. Alles Swiss Made. Was mir sehr wichtig ist. TELE/TV-Star wird sich kontinuierlich weiterentwickeln. Sich stets den veränderten Sehgewohnheiten anpassen. Wir beobachten ganz genau, wie sich die Marktanteile der Sender entwickeln. Was klar ist: Fernsehen wird klüger. Trash-TV-Sender verlieren, Programm mit Niveau steigt. Solche Trends nehmen wir als Auftrag, diese auch bei unseren Tipps und in unseren Programmspalten zu berücksichtigen. Nach dem Motto: Leidenschaft fürs Fernsehen. Darum gehts. Das ist unser Auftrag im Dienste der Leserinnen und Leser.