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Kino – «Civil War»

Auf Messers Schneide

Der Brite Alex Garland zeichnet in «Civil War» das erschreckende Bild der USA in einem Bürgerkrieg.

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 Journalistin Lee (Kirsten Dunst) gerät zwischen die Fronten des Krieges.

Journalistin Lee (Kirsten Dunst) gerät zwischen die Fronten des Krieges.

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Antonio Gattoni

In den USA tobt ein Bürgerkrieg – wie damals zwischen 1861 und 1865, als Nord- und Südstaaten im Streit um die Abschaffung der Sklaverei aufeinander losgingen. Ein furchterregendes Szenario, das bei einer Wiederwahl – und selbst bei einer Nicht-Wahl – von Donald Trump im hochpolarisierten Land nicht gänzlich unrealistisch scheint. Trump hat ja nicht erst seit der Capitol-Stürmung 2021 immer wieder bewiesen, dass ihm demokratische Werte egal sind und dass er an die Macht will – egal um welchen Preis.

Ein solches Worst-Case-Szenario spielt «Civil War» durch. Im Zentrum steht die hartgesottene Journalistin Lee (Kirsten Dunst). Zusammen mit Adrenalin-Junkie Joel (Wagner Moura), einem Veteranen, und einer Jungfotografin versucht sie sich inmitten der Kriegswirren nach Washington durchzuschlagen, um den Präsidenten zu interviewen. Dieser blieb trotz Abwahl im Amt, hat sich im Weissen Haus verschanzt und geht mit Drohnen gegen Zivilisten vor. Unterwegs treffen die Journalisten auf kaputte Autos, Häuser mit Toten – und bald wird klar, dass alle gegen alle kämpfen.

«Civil War» ist ein brisanter Film, der vorwegnimmt, wovor die Welt sich fürchtet. Leider bleiben die politischen Hintergründe im Film unklar, er bietet kaum Erklärungen, wer gegen wen kämpft, welche Staaten auf welcher Seite sind. So sind Kalifornien und Texas in einer Westallianz verbündet, was kaum glaubhaft ist.

Der Film ist aber hochspannend, funktioniert als apokalyptischer Roadtrip, bei dem absurde Szenen ins Bedrohliche und Brutale kippen. Wie etwa auf einer Ranch, die noch kitschige Weihnachtsdeko trägt, wo aber versteckte Scharfschützen aufeinander schiessen.

Oder wenn die Journalisten auf Freischärler treffen, die alle «nicht wahren» Amerikaner umbringen. Es ist aber auch ein Film über frontgeile Kriegsjournalisten, die sich mit der Kamera vordrängen und damit sich und die Soldaten gefährden. Hier stellen sich moralische Fragen. Was ist wichtiger: Helfen oder fotografisch dokumentieren?

Der Brite Alex Garland (53) ist bekannt für seine radikalen Visionen. Von ihm stammt das Buch zu «The Beach» (2000) über einen sagenumwobenen Strand in Thailand oder «Ex Machina» (2014) mit Alicia Vikander als täuschend echte Roboterfrau, die ausbricht.

«Civil War» dürfte heftige Kontroversen auslösen. Er funktioniert, selbst wenn er kaum politisch wird, als Warnung, insbesondere hinsichtlich der November-Wahlen.

Civil War

Satire

Mit Kirsten Dunst, Wagner Moura, Cailee Spaeny   

USA/GB 2024, ab 18. April 2024 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 17. April 2024 - 17:37 Uhr